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Am 8. d. M. wurde durch den städtischen Kommissär Dr. Dollmayer die Anzeige
erstattet, daß die Technische Hochschule von der Militärbehörde für die Be-
quartierung neu einberufener Landsturmtruppen vom 15. d. M. ab in Anspruch
genommen werden würde. Ueber die Anzahl der unterzubringenden Mann-
schaft konnte damals Bestimmtes nicht angegeben werden. Der unterzeich-
nete Rektor war im ersten Augenblicke der Ansicht, daß eine Fortführung des
Unterrichtsbetriebes während der Dauer der Einquartierung ausgeschloßen
sei und wandte sich sowol [!] an das hohe k. k. Ministerium für Kultus und Un-
terricht als auch an die k. k. Statthalterei sowie an den mit der einstweiligen
Besorgung der Gemeindegeschäfte der Stadt Graz betrauten Hofrat Under-
rain, um Einflußnahme zur Abwendung des angekündigten militärischen Be-
lages. Diese Schritte waren vergeblich, es erschien vielmehr am 12. d. M. eine
Kommission an der Hochschule, welche die Räume, die dem Militär abgetre-
ten werden konnten, besichtigte, und die unvermeidliche Notwendigkeit, 900
Mann daselbst unterzubringen, aussprach. Vorher hatte der unterzeichnete
Rektor selbst die Möglichkeit erwogen, den Lehrbetrieb wenigstens in den un-
teren 2 Jahrgängen der Bauingenieur-, Hochbau- und Maschinenbaufachschu-
le ohne wesentliche Störung aufrechtzuerhalten, und dies hätte sich mittels
einer vollständigen räumlichen Trennung des militärischen und des akademi-
schen Betriebes dann durchführen laßen, wenn es möglich gewesen wäre, das
ganze erste Stockwerk für diese Jahrgänge zurückzubehalten, wozu noch die
ohnehin militärisch nicht belegbaren Räume der Lehrkanzel für Physik und für
Mineralogie und Geologie im Erdgeschoß gekommen wären. Die chemische
Fachschule wurde von der Störung überhaupt nicht betroffen, da nur eine ein-
zige obligate Vorlesung derselben im Hauptgebäude abgehalten wurde, wel-
che sofort in den wenig benützten Hörsaal der Lehrkanzel für Zoologie in der
Maiffredygasse 2 verlegt werden konnte.
Nachdem aber durch die erwähnte große Inanspruchnahme die Freihaltung
des ersten Stockwerkes unmöglich gemacht war, sich aber anderseits zeig-
te, daß die Räume der Lehrkanzel für Straßen- und Eisenbahnbau, nebst dem
Hörsaal VIII - alles im 2. Stocke des Hauptgebäudes - für den erwähnten Belag
nicht ausgeliefert zu werden brauchten, wenn auch die nun nutzbaren Hörsää-
le Nr. V und VI im ersten Stockwerke hergegeben wurden, wurde ein zweiter
Plan zur Aufrechterhaltung des genannten Lehrbetriebes in Erwägung gezo-
gen, welcher Plan auch probeweise zur Ausführung gekommen ist.
Hiernach werden die obligaten Vorlesungen für die ersten beiden Jahrgänge
der genannten drei Fachschulen in den Hörsäälen Nr. II (Physik) und III (Minera-
logie) nebst den Hörsäälen für Chemische Technologie (im Laboratoriumsge-
bäude) und für Zoologie (Maiffredygasse 2) abgehalten, während für die Kon-
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918