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Nach 1918
Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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36 Francesco Caccamo Außenminister die von den Siegermächten für Österreich vorgeschlagene oder – besser gesagt – aufgezwungene Lösung Revue passieren ließ, unter- strich er jedoch die aus dem Anschlussverbot resultierenden Vorteile für Ita- lien: Wir können uns doch kein allzu starkes Deutschland wünschen, das uns Triest wieder wegnehmen würde24. War Sonninos Stellungnahme zu diesem Thema eindeutig, blieb jedoch die Frage bestehen, inwiefern und mit welchen Mit- teln Italien bereit war, sich in Zukunft für die österreichische Unabhängigkeit einzusetzen. Die extrem angespannten Beziehungen zu Paris, London und Washington ließen diesbezüglich wenig Spielraum. Bevor man diesen Punkt überhaupt klären konnte, geriet die Regie- rung Orlando Anfang Juni 1919 in eine Krise. So sehr auch der neue italie- nische Ministerpräsident Francesco Saverio Nitti und sein Außenminister Tommaso Tittoni darum bemüht waren, sich von ihren Vorgängern zu dis- tanzieren, mussten beide jedoch bald eine „exzentrische“ Stellung gegenüber den anderen Siegermächten einnehmen25. Zu den zahlreichen Themen, bei denen Interessensunterschiede und Meinungsverschiedenheiten weiterhin vorherrschten, zählte eben die Unabhängigkeit Österreichs, die im Sommer 1919 im Rahmen der Friedenskonferenz und der unmittelbaren Unterzeich- nung des Vertrags von Saint-Germain erneut in den Mittelpunkt gestellt wurde. Im Friedensvertrag von Versailles war zwar das Anschlussverbot für Deutschland verankert worden; es durften aber Österreich keine rechtsbin- denden Verpflichtungen auferlegt werden. Aus diesem Grund forderte die französische Delegation Ende August durch ihren Vertreter, den hochange- sehenen André Tardieu, Wien auf, sich jeglicher Handlung entgegenzustel- len, die seine Unabhängigkeit unterminieren würde, und die österreichische Gesetzgebung diesem Ziel anzupassen. Bei der Vorstellung, man könne sich weitgehend in die innerstaatlichen Angelegenheiten eines Landes einmi- 24 Silvio Crespi, Alla difesa d’Italia in guerra e a Versailles (Diario 1917–1919) (Milano 1938) 541–542, zum 28. Mai 1919. Auf die Aufforderung, in der Öffentlichkeit die aus der Un- abhängigkeit Österreichs resultierenden Vorteile für Italien zu argumentieren, um die Kritik über die Entstehung einer Donauföderation, also die kritische Stimme des „Corriere“ zum Schweigen zu bringen, antwortete Sonnino auf eine eigenartige Art und Weise und zwar, dass ihm die Angriffe der Presse egal seien (Übers. d. Verf.). 25 Zur Außenpolitik unter der Regierung Nitti und zu der Rolle von Nitti, Tittoni und seinem Nachfolger im Außenministerium, Vittorio Scialoia, bei der Friedenskonferenz siehe neben Caccamo, L’Italia e la „Nuova Europa“, auch Paolo Altari, Nitti, D’Annunzio e la ques- tione adriatica (1919–1920) (Milano 1959); Luca Micheletta, Italia e Gran Bretagna nel primo dopoguerra, 2 Bde. (Roma 1999).
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Title
Die schwierige Versöhnung
Subtitle
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Authors
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Editor
Karlo Ruzicic-Kessler
Publisher
Bozen-Bolzano University Press
Location
Bozen
Date
2020
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Size
16.0 x 23.0 cm
Pages
616
Keywords
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Categories
Geschichte Nach 1918
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