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Nach 1918
Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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39 Die italienische Führungsschicht und die Entstehung der österreichischen Republik Er führt weiter aus: Dieses Österreich, das gezwungenermaßen als unverheiratete Frau dasteht und unfähig ist, auf sich allein gestellt zu sein, muss sich notgedrungen an je- manden anlehnen. Wenn Italien die Situation gut meistert und Südtirol sowie die Bahnverbindungen strategisch anwendet, so wird die „italophile“ Politik Bauers zum Schluss die Oberhand gewinnen. Demzufolge wird Österreich, das zwei Jahrhunderte lang über Italien regierte, zu einem italienischen Ein- flussgebiet (aus politischer sowie auch aus ökonomischer Sicht). Dieses Ergeb- nis ist deswegen vorranging und gibt uns in gewisser Weise die notwendige Zeit, Südtirol einzuverleiben und dabei sonstige Probleme zu beseitigen. Aus diesem Grund ist diese Lösung einem sofortigen Anschluss Österreichs an Deutschland vorzuziehen. Österreich (dessen Selbstbestimmung von uns ver- teidigt wird) im Griff zu haben, bedeutet auch, eine unglaubliche Waffe zu besitzen, um auf die französische Politik Einfluss auszuüben und diese in die Richtung einer Versöhnung zu lenken. Selbstverständlich hätte dieses Ergeb- nis ohne unsere Kampagne für die österreichisch-deutsche Vereinigung nie erreicht werden können. Ohne sie hätten Sonnino und Tittoni die Entstehung der Donauföderation herbeigeführt.30 Diese Analyse nahm die in den Folgejahren für Österreich geltende Lösung eines faktischen „doppelten“ Verbots – des „Anschlusses“ einerseits und der Donauföderation andererseits – vorweg, das an das Pariser System gebunden blieb. Gleichzeitig deuteten die Worte Borgeses darauf hin, dass diese Hal- tung keine absolute, sondern nur eine relative Bedeutung hatte. Dass man dem „Corriere“ Verdienste zuschreiben wollte und dabei nur zum Teil Kritik an den Vertretern der offiziellen Diplomatie übte, zeigt, dass die während des Krieges und der Friedenskonferenz durch die österreichische Frage aus- gelösten inneren Spaltungen nicht überwunden waren. Ganz im Gegenteil: Diese drohten jederzeit wieder aufzuflammen. Zudem lassen die Aussagen des Journalisten des „Corriere“ darauf schließen, dass Italien seine „exzen- trische“ Stellungnahme gegenüber den anderen Großmächten beibehielt. unter Anführungszeichen setzt. Dadurch wird einmal mehr bestätigt, dass er und die von ihm angesprochene Gruppe andere Befürchtungen hatte. 30 Ebd.
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Title
Die schwierige Versöhnung
Subtitle
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Authors
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Editor
Karlo Ruzicic-Kessler
Publisher
Bozen-Bolzano University Press
Location
Bozen
Date
2020
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Size
16.0 x 23.0 cm
Pages
616
Keywords
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Categories
Geschichte Nach 1918
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