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35Soziale
Beziehungen, soziales Kapital und soziale Netzwerke …
sozialen Miteinanders in Gesellschaften. Dabei können unterschiedliche Merkmale
differenziert werden. So lassen sich grundsätzlich die Quantität und die Qualität
sozialer Beziehungen unterscheiden. Unter Quantität ist die Anzahl unterschied-
licher sozialer Kontakte oder die Häufigkeit sozialer Kontakte zu verstehen. Jedem
sozialen Kontakt kann eine bestimmte Qualität zugeschrieben werden. Wie sind
diese Kontakte beschaffen oder welche Ressourcen sind über diese Kontakte
erreichbar? Soziale Kontakte sind Vorbedingung für den Austausch von Ressour-
cen und sozialer Unterstützung. Jedoch kann nicht zwingend davon ausgegangen
werden, dass eine steigende Zahl sozialer Kontakte mit einer zunehmenden Verfüg-
barkeit von Ressourcen und Unterstützungsleistungen einhergeht. Nicht jede Per-
son innerhalb eines sozialen Gefüges ermöglicht Ressourcenzugang.
Eine andere Unterscheidungsmöglichkeit ergibt sich durch die Ebene, auf der
soziale Beziehungen eingeordnet werden können. Während auf der Mikro-Ebene
soziale Beziehungen einer Einzelperson untersucht werden, sind es auf der Meso-
Ebene (institutionelle) Netzwerke beispielsweise von Gemeinden, Kommunen,
Stadtteilen oder Schulen, und entsprechend auf der Makro-Ebene Länder und
Staaten. Letzteres wird häufig auf Basis von Indikatoren für Vertrauen, Normen
oder staatliche Institutionen gemessen, worauf im Folgenden noch eingegangen
wird.
Ausgehend von dieser grundlegenden Differenzierung sollen im Folgenden
zentrale Begriffe wie soziale Unterstützung, soziales Kapital, soziale Kohäsion
und soziale Netzwerke eingeführt und erörtert werden.
2 Klärung der Begrifflichkeiten
2.1 Soziale Unterstützung
Zentrale qualitative Dimension auf der Mikro-Ebene sozialer Beziehungen ist die
soziale Unterstützung. Ohne soziale Kontakte, ohne eine Einbettung in soziale
Netzwerke kann keine soziale Unterstützung stattfinden. Sind Anzahl und Fre-
quenz sozialer Kontakte Maße für die Quantität sozialer Beziehungen, dann ist
soziale Unterstützung ein Maß für die Qualität dieser Beziehungen. In der Unter-
stützungsforschung wird zwischen objektiven und subjektiven Aspekten von
Unterstützung unterschieden (Turner und Marino 1994). Es konnte gezeigt wer-
den, dass nicht nur die tatsächlich erhaltene Unterstützung relevant ist, sondern
die subjektiv wahrgenommene Unterstützung eine zentrale Rolle spielt, gerade
im Zusammenhang mit (mentaler) Gesundheit. Bereits das Gefühl, im Ernstfall
über soziale Unterstützung zu verfügen, kann negative Auswirkungen von akutem
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369