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38 N. Vonneilich
leisten, ohne dass diese jeweils direkt erwidert werden. Dafür erwarten Eltern
möglicherweise im höheren Lebensalter eine entsprechende Unterstützung durch
die Kinder. Der Forschungsansatz zu sozialer Unterstützung fokussiert stark auf
die individuelle Ebene, sie fragt nach Unterstützungsformen, welche Einzel-
nen zur Verfügung steht. Da jedoch durch die Konzentrierung auf Einzelne der
strukturelle Aspekt aus dem Blick gerät, wurde wiederholt von der Wissenschaft
vorgeschlagen, zusätzlich die Gesamtstruktur der Netzwerke zu untersuchen,
um die strukturelle Bedingtheit von individuellen Unterstützungsleistungen und
-möglichkeiten herausarbeiten zu können (Holt-Lunstad 2010; Berkman 2014).
Hier stehen Fragen im Vordergrund, wie soziale Beziehungsgefüge geschaffen
sein müssen, damit soziale Unterstützung stattfinden kann. Welche Faktoren
innerhalb sozialer Beziehungen bedingen soziale Unterstützung, welche wirken
eher hinderlich? Lassen sich strukturelle Merkmale von sozialer Unterstützung
identifizieren? Dies vermag eine zu sehr auf die individuelle Unterstützung fokus-
sierte Analyse nur schwer zu beantworten.
2.2 Soziales Kapital
Soziales Kapital als Untersuchungsgegenstand lässt sich in verschiedenen Fach-
disziplinen (Soziologie, Ökonomie, Sozialpsychologie, Politikwissenschaft) ver-
orten. Als zentrale Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Konzepte von sozialem
Kapital lassen sich dabei die Folgenden ausmachen (Berkman und Krishna 2014;
Kawachi und Berkman 2014). Soziales Kapital wird als Ressource verstanden
(1), welche nicht durch Einzelne produziert wird, sondern erst durch soziale
Interaktion mit Anderen entsteht (2). In der Soziologie lassen sich relativ grob
zwei Forschungstraditionen unterscheiden. Auf der einen Seite eine eher franzö-
sische Forschungstradition, insbesondere geprägt durch die Arbeiten von Pierre
Bourdieu. Auf der anderen Seite ein eher amerikanischer Forschungszweig, hier
können insbesondere James Coleman und Robert Putnam genannt werden.
Der Kapitaltheorie nach Bourdieu zufolge steht neben ökonomischem Kapi-
tal auch kulturelles und soziales Kapital zur Verfügung. Soziales Kapital meint,
dass über soziale Beziehungen Zugang zu Ressourcen ermöglicht werden kann
(Bourdieu 1994). Auch können Individuen gezielt in diese sozialen Beziehungen
investieren, um entsprechend Zugang zu sozialem Kapital zu erhalten, was sich
wiederum auf die anderen Kapitalformen auswirken kann. Es wird von einer
„[…] Konkurrenz zwischen Investitionen in Sozialkapital und andere Kapitalien
[…]“ gesprochen (Lüdicke und Diewald 2007, S. 15). Soziales Kapital wird als
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369