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44 N. Vonneilich
Den Autorinnen und Autoren des vorliegenden Sammelbands liegt ein
gemeinsames Verständnis sozialer Netzwerke zugrunde, welches sich von den
bisher beschriebenen Begriffen abgrenzt beziehungsweise einzelne Aspekte
unterschiedlicher Definitionen sozialer Beziehungen bewusst miteinbezieht.
Demnach sind soziale Netzwerke zunächst einmal mehr als die sozialen Kontakte
eines Individuums. Soziale Netzwerke heben sich dann von sozialer Integration
ab, wenn sie Aussagen über die Struktur sozialer Kontakte zulassen, also über
die individuellen sozialen Kontakte auch die Vernetzung der Alteri untereinander
sichtbar macht. Damit geht ein solcher Netzwerkbegriff über das Verständnis
von Netzwerken wie etwa in den oben genannten Indizes (z. B. Social Network
Index) deutlich hinaus. In Bezug auf das soziale Kapital grenzt sich der Begriff
des sozialen Netzwerks insofern ab, als dass nicht nur beschrieben wird, welche
Ressourcen oder Normen und Werte in bestimmten Gruppen verfügbar sind, son-
dern sich zudem darauf fokussiert, wie diese entstehen und reproduziert werden
und welche Muster sozialer Netzwerke bestimmte Ressourcen ermöglichen oder
verhindern. Ein solcher Netzwerkbegriff fragt nach der strukturellen Bedingtheit
von sozialer Unterstützung und kann so die Forschung zu sozialer Unterstützung
ergänzen, da diese mit einem Fokus auf individuelle Unterstützungsformen und
-muster die soziale Struktur hinter der wahrgenommenen oder tatsächlichen
Unterstützung vernachlässigt, wie eingangs gezeigt wurde. Soziale Kohäsion
kann helfen, die Verbundenheit sozialer Netzwerke untereinander zu beschreiben
und ist in dieser Funktion auch bereits in der Netzwerktheorie etabliert.
3 Zusammenfassung und Ausblick
Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, die unterschiedlichen Begriffe in der For-
schung zu sozialen Beziehungen zu klären und zu ordnen. Insbesondere in der
Gesundheits- und der Medizin-Soziologie haben sich, teilweise unabhängig
voneinander, teilweise eng miteinander verknüpft, gerade das soziale Kapital,
soziale Netzwerke und soziale Unterstützung als Begrifflichkeiten in der For-
schung rund um soziale Beziehungen etabliert. Ein immer wiederkehrender Vor-
wurf in diesem Forschungsbereich ist, dass Begrifflichkeiten unklar definiert
oder auch synonym verwendet werden, was nicht zu einer Klärung der jeweiligen
Begriffe beiträgt.
Aufbauend auf einer begrifflichen Klärung soll ein gemeinsamer Begriff von
sozialen Netzwerken entwickelt werden. Ein umfängliches Verständnis sozia-
ler Netzwerke umfasst sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte sozialer
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369