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68 A. Klärner und H. von der Lippe
Lin 1999a, für eine genauere Begriffsbestimmung siehe Kap. „Soziale
Beziehungen, soziales Kapital und soziale Netzwerke“).
Im Bereich der Gesundheitsforschung wurden bislang insbesondere die posi-
tiven Aspekte sozialer Unterstützung hervorgehoben. So zeigen zahlreiche Stu-
dien, die inzwischen auch Metaanalysen beinhalten (z. B. Barth et al. 2010;
Röhrle und Strouse 2009; Shor et al. 2013), dass das Vorhandensein und die Inan-
spruchnahme sozialer Unterstützung das Wohlbefinden erhöht, die Wahrschein-
lichkeit für klinischen Diagnosen reduziert und einen positiven Einfluss auf das
Coping mit Krankheiten hat (vgl. z. B. Schwarzer und Knoll 2007; Uchino 2006).
In einer Studie von Kouvonen et al. (2012) korrelierte etwa emotionale Unter-
stützung im Netzwerk mit der Aufrechterhaltung gesundheitsförderlicher Freizeit-
aktivitäten. Für das Verhältnis von sozialen Beziehungsnetzen (im engeren Sinne,
d. h. unter Berücksichtigung von Beziehungen der Netzwerkpartner untereinander
und den daraus ableitbaren Strukturmaßen, siehe Kap. „Netzwerkanalyse“) und
sozialen wie gesundheitlichen Ungleichheiten liegen nach unserem besten Wis-
sen derzeit keine Studien vor. Vonneilich et al. (2012) fanden aber Hinweise, dass
soziale Beziehungen zur Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten beitragen.
Demzufolge profitieren Personen insbesondere in unteren Statusgruppen von
sozialen Kontakten und sozialer Unterstützung. Dies kann sich langfristig positiv
in der Gesundheit bemerkbar machen. Soziale Unterstützung hilft, gesundheitlich
negative Aspekte eines geringen sozioökonomischen Status abzufedern.
Neben den positiven Effekten sozialer Unterstützung auf Gesundheit und den
negativen Effekten bei fehlender Unterstützung hat der theoretisch zu vermutende
negative Einfluss gegebener und erhaltener sozialer Unterstützung bislang so gut
wie keine Beachtung gefunden (siehe dazu Kap. „Negative Beziehungsaspekte
und gesundheitliche Ungleichheiten“). Zwar kann auf der einen Seite das Geben
von Unterstützung an Netzwerkpartner das eigene Wohlbefinden erhöhen, indem
soziale Anerkennung und Respekt eine Folge der Unterstützungsleistung sind.
Das Geben von Unterstützung erhöht – da Austauschprozesse in der Regel auf
Reziprozität beruhen – auch die Chance darauf, in Zukunft Unterstützung zurück-
zubekommen. Auf der anderen Seite kann das Geben von Unterstützung aber
auch die eigenen Ressourcen (finanziell, zeitlich, psychologisch etc.) in einer
Art und Weise, etwa in Form von Stress, belasten, die der eigenen Gesundheit
abträglich sind. Dies ist insbesondere in engen sozialen Beziehungen wie etwa
mit Kindern, den eigenen Eltern oder mit dem Partner von Bedeutung (Laireiter
und Lettner 1993).
Während sowohl die Sozialkapital- als auch die Unterstützungstheorie davon
ausgehen, dass das Ausmaß sozialer Unterstützung entscheidend für Gesund-
heitseffekte ist, weisen einige Studien jedoch darauf hin, dass nicht alle Befunde
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369