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78 A. Klärner und H. von der Lippe
hinsichtlich der Gewichtsreduktion ihrer Patienten waren als jene Ärzte mit
Übergewicht – ebenfalls ein Beispiel für einen unterschwelligen Ansteckungs-
mechanismus.
3 Fazit und Ausblick
Aus dieser Zusammenstellung von allgemeinen Wirkmechanismen in sozialen
Beziehungsnetzen – entlang der Sammelbegriffe soziale Unterstützung, sozia-
ler Einfluss, soziale Integration und soziale Ansteckung – wird ersichtlich, dass
soziale Netzwerke in ihrer Wirkung vielgestaltig und auch ambivalent sein kön-
nen, d. h. sowohl der Gesundheit abträgliche als auch förderliche Wirkung ent-
falten können. Soziale Beziehungen und die Integration in soziale Netzwerke
können Gesundheit nicht nur unterstützen, sondern auch mit negativen Vor-
bildern oder auch Konflikten zwischen einzelnen Netzwerkakteuren bzw. (Teil-)
Gruppen in diesen Netzwerken einhergehen, was direkte und indirekte negative
Gesundheitsfolgen haben kann. Diese Ambivalenzen und die gesundheitsschäd-
lichen Wirkungen sozialer Beziehungen werden detaillierter im Kap. „Negative
Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten“ diskutiert.
Im Hinblick auf den Forschungsstand zu den Wirkmechanismen sozialer Netz-
werke im Kontext von Gesundheit und gesundheitlichen Ungleichheiten verbleibt
für uns ein zweigeteiltes Fazit. Zum einen lässt sich aus der aktuellen Literatur-
lage eine hinreichende Zahl von Belegen finden, die auf die grundsätzliche
Bedeutung sozialer Netzwerkeffekte für Forschung und Praxis hindeuten. Oder
wie Martin und DiMatteo (2017) es jüngst zusammenfassen: „The use of social
influence processes holds a good deal of promise in fostering health behavior, in
individuals as well as in populations. The influence of family members, friends,
peers, and even perceived others can be harnessed to maximize positive health
behaviors across all developmental periods“ (S. 390; unsere Herv.).
Zum anderen muss aber ebenso festgehalten werden, dass dieses grundlegende
Versprechen in weiten Teilen forschungsseitig noch nicht in zufriedenstellender
Weise in Angriff genommen oder eingelöst bzw. umgesetzt wurde. Beispiel-
haft wurde das in den o.g. Ausführungen darin deutlich, dass bislang ein integ-
ratives Modell fehlt, welches alle vorgestellten Begriffe und Effekte in einen
gemeinsamen Zusammenhang stellt, abgrenzt und auch präzisiert. Ein Teil der
bisher vorfindlichen begrifflichen Unklarheiten, die wir oben beispielsweise an
der engen Überlappung von sozialer Integration und sozialer Ansteckung oder
der Vielfalt der Konstrukte zum sozialen Einfluss angedeutet haben, hat unseres
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369