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100 P. Adebahr
erörtert, soziologische und psychologische Konzepte eingeführt sowie mögliche
Zusammenhänge mit Gesundheit und sozialem Status aufgezeigt und anhand
bestehender Theorien diskutiert. Es wurde herausgearbeitet, dass sich negative
Beziehungsaspekte durch eine Verbindung (tie) von Ego und Alter (Dyade) aus-
zeichnet, die interpersonelle Spannungen aufweist (Negativität). Sie gehen häufig
mit nicht lösbaren Exit-Barrieren einher. Negative Aspekte sozialer Beziehungen
wirken sich über Gewalttaten und Stress auf den Körper aus, mit entsprechenden
Konsequenzen für die körperliche und mentale Gesundheit (niedrigerer Selbst-
wert und höheres Depressionsrisiko). Zudem beeinflussen sie, je nach gewählter
Copingstrategie, das Gesundheitsverhalten (gesundheitshemmend oder förder-
lich). Einen integrierenden Erklärungsansatz für den Zusammenhang zwischen
SES und negativen Beziehungsaspekten bietet das ABC-X-Modell (McCubbin
und Patterson 1983). Auch wenn das Einkommen empirisch keinen signifikanten
Zusammenhang mit als schwierig eingestuften Personen zeigt, sind finanzielle
Spannungen mit mehr negativen Interaktionen assoziiert. Zudem geht niedri-
ger SES (schwacher Prädiktor) mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, Opfer
von Mobbing zu werden und mehr aggressives Verhalten zu zeigen, einher. Eine
Analyse des konkreten Zusammenhangs, also inwiefern negative Beziehungs-
aspekte die Korrelation zwischen SES und Gesundheit erklären, ist nicht bekannt.
Die Ausführung in Abschn. 2 und 3 untermauern die These, dass der Einfluss
von sozialem Status auf die Gesundheit zum Teil durch den Anteil negativer
Beziehungen erklärt werden kann. Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse wird die-
ser Erklärungsanteil allerdings vergleichsweise gering eingeschätzt.
In den bisherigen Ausführungen sind schon erhebliche Forschungslücken deut-
lich geworden, an dieser Stelle soll auf einige weitere interessante Aspekte und
Limitationen eingegangen werden. In der Forschung zu negativen Aspekten sozia-
ler Beziehungen gibt es eine Vielzahl verschiedener Begriffe und Messinstrumente,
die alle ähnliche Aspekte bezeichnen, jedoch noch nicht systematisch zusammen-
geführt wurden. Wenn negative Aspekte sozialer Beziehungen als Sammelbegriff
für viele unterschiedliche Phänomene verstanden werden, lohnt es sich, diese
zu differenzieren und zu schauen, welche negativen Aspekte es gibt (z. B. Ver-
meidung, Konflikt, Gewalt) und wie sie im Einzelnen mit Gesundheit und sozia-
ler Ungleichheit assoziiert sind. Besonders auf das Coping durch Vermeidung und
dessen Gesundheitsfolgen wurde in diesem Beitrag kaum eingegangen.
An den dargelegten Ausführungen zum Zusammenhang zwischen negativen
Beziehungsaspekten und Gesundheit können ausblickend vier Diskussionspunkte
angemerkt werden. Der erste Diskussionspunkt besteht in der postulierten Wir-
krichtung des Zusammenhangs. Soziale Spannungen wirken nicht nur auf die
Gesundheit, sondern die Gesundheit wirkt auch auf soziale Spannungen. Dies
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369