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115Netzwerkanalyse
– eine methodische Annäherung
(Herz 2012; Wolf 2006, 2010). Anders als bei der Gesamtnetzwerkanalyse, wo
die Kontaktpersonen durch die Eingrenzung vorgegeben sind, ist hier der/die zu
Befragende bei seiner/ihrer Nennung frei. Hinzu kommt, dass die Informationen
über die Alteri (z. B. Geschlecht, Gesundheitszustand) von Ego stammen und
nicht von den Alteri selbst.
Als Beispiel soll hier eine Längsschnittstudie von Perry und Pescosolido
(2015) angeführt werden. Hierbei wurden ca. 171 Personen (Egos) nach ihren
Alteri befragt, die im Falle von Krankheit, hier psychische Problemen, kontaktiert
wurden. Das Forschungsinteresse galt der Aktivierung der Unterstützungsleistung
durch die Alteri und welche Art von Netzwerken, die für Gesundheitsfragen in
Anspruch genommen wird. Die Stichprobe bestand aus einer Gruppe von Patien-
ten mit schweren psychischen Erkrankungen und einer Gruppe mit weniger
schweren Störungen, die zum ersten Mal psychologisch behandelt wurden. In
der Studie wurde folgender Akteursgenerator (hier speziell ein Namensgenerator)
verwendet: „I’m interested in who, among all of the people in your life, you talk
to about health problems when they come up. Who are the people that you discuss
your health with or you can really count on when you have physical or emotional
problems?“ (Perry und Pescosolido 2015, S. 119). Anders als bei der Studie von
Bearman et al. (2004) geht es hier nicht um die Verbindung der Akteure innerhalb
einer gewissen Grenze und zwischen diesen Personen, sondern um den Effekt von
Personen auf das gesundheitliche Wohlbefinden einzelner Egos vor dem Hinter-
grund ihrer ganz persönlichen Netzwerke. In anderen Worten: Welche Netzwerke
können dem Einzelnen helfen, dass er/sie sich wohler fühlt. Ziel war es, generelle
Aussagen zu treffen. Wie die Studie zeigt, spielen Netzwerke besonders vor dem
Hintergrund der emotionalen Unterstützung und Informationsweitergabe eine
wichtige Rolle:
„Social networks have the potential to serve as conduits of general emotional sup-
port and information. However, according to our findings, it is not these general
support processes that drive recovery outcomes. Rather, the key factor appears to
be activation of particular kinds of people for health discussion. This indicates that
achieving a state of recovery may be facilitated by cultivating a social safety net
that can provide targeted, health-related advice, affirmation, and instrumental aid
that buoys the treatment process and permits gains in self-sufficiency and producti-
vity“ (Perry und Pescosolido 2015, S. 126).
In der quantitativen egozentrierten Netzwerkforschung wird meist auf Visua-
lisierungen verzichtet, da hier mehrere einzelne Netzwerke (in diesem Beispiel
wären es 171 einzelne Netzwerke) visualisiert werden müssten und der Mehrwert
eher als gering eingeschätzt werden kann. Anders ist dies bei der visuellen bzw.
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369