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126 M. Gamper
Person im sozialen Netzwerk. Dadurch steigen die eigene Wertschätzung sowie
die wahrgenommene Selbstwirksamkeit. Ferner wird eine Stabilisierung der eige-
nen Position erreicht. Es kommt auch zu unterschiedlichen Formen der Netz-
werkarbeit durch die Betroffenen selbst, in dem an Beziehungen im Netzwerk
gezielt und aktiv gearbeitet wird sowie zu einer Relativierung von idealisierten
und abwertenden Betrachtungen sozialer Beziehung in der Vergangenheit. Wie
das Beispiel zeigt, dienen Netzwerke somit nicht nur als wissenschaftliches Ana-
lysetool, sondern bieten unter dem Stichwort „Netzwerkarbeit“ auch ein Instru-
ment bei der Intervention im Gesundheitssektor (vgl. Kupfer 2018).
Das zweite Beispiel behandelt einen Fall eines drogenabhängigen jungen
Mannes (Mayrhofer 2016). Hier wird der Frage nachgegangen, welche Rolle
soziale Beziehungen spielen und wie diese in Verbindung mit dem Drogen-
konsum stehen. Mayrhofer stellt die Binnendynamik zwischen den Befragten
und den Alteri in seinem Egonetzwerk deutlich heraus. Es zeigt sich, dass die
Suchterkrankung die Beziehungen zu den Alteri drastisch stört und die Alteri
eine Balance zwischen Unterstützung und Rückzug aus dem Netzwerk suchen.
Auffällig ist weiter, dass das Netzwerk mit der Zeit von den Betroffenen dahin
gehend gestaltet wird, dass die Alteri im Netzwerk so wenig Einfluss auf den
Suchtkonsum haben wie möglich. Dies geschieht z. B. durch Verheimlichen oder
das Bagatellisieren der Abhängigkeit. Der Verlust von Beziehungen geht auch mit
dem Verlust von Rollenvielfalt einher und führt zu immer weniger „Selbstregie“.
Mit anhaltender Dauer der Suchtkrankheit kommt es auch zu einer qualitativen
wie auch quantitativen Reduzierung der Beziehungen und führt in einen „Teufels-
kreis“. Das Fallbeispiel und der Prozess der Netzwerkveränderung wird wie in
Abb. 5 dargestellt visualisiert.
3 Fazit
In diesem Kapitel wurde der Begriff des Netzwerks definiert und die unterschied-
lichen Ansätze und Verfahren der Netzwerkforschung und -analyse vorgestellt.
Anhand von Beispielen sollte gezeigt werden, welches Verfahren für welche
Fragestellung herangezogen werden kann. Netzwerke sind demnach Zusammen-
schlüsse von Personen, Institutionen, kollektiven Akteuren – den sogenannten
Knoten – die durch Beziehungen (z. B. Sexualbeziehung, Liebe) – den Kanten –
miteinander verwoben sind. Es wird davon ausgegangen, dass die Einbettung der
Akteure Folgen für diese hat oder bestimmte Handlungen der Akteure sich auf die
Beziehungen innerhalb eines Netzwerkes auswirken.
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369