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147Soziale
Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit
Kindern mit hohem Sozialstatus nur 13,2 %. Ähnlich große Unterschiede
zeigen sich z. B. auch bei Wahrnehmungs- und psychomotorischen Störun-
gen, intellektuellen Entwicklungsverzögerungen, emotionalen und sozialen
Störungen sowie psychischen Auffälligkeiten. Eine Ursache mag darin liegen,
dass die U-Untersuchungen von sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten
etwas seltener in Anspruch genommen werden (Ellsäßer und Lüdecke 2015)
• Chronische Krankheiten: Chronische Krankheiten bei Kindern weisen eben-
falls einen sozialen Gradienten auf: Nach den Befunden der Brandenburger
Einschulungsuntersuchung des Jahres 2015 (Ellsäßer und Lüdecke 2015)
sind Kinder mit niedrigem sozialen Status in 23,7 % der Fälle chronisch
krank. Beispiele sind somatische Erkrankungen (z. B. Sprach-, Seh- oder Hör-
störungen) oder psychische Erkrankungen wie ADHS und emotionale soziale
Störungen. Dieser Anteil liegt bei hohem sozialen Status mit 9,5 % deutlich
niedriger.
• Unfallverletzungen: Daten zu Unfällen in der Schule, Kita, zu Hause, in der
Freizeit und im Straßenverkehr wurden vereinzelt im Hinblick auf Zusammen-
hänge mit der sozialen Lage untersucht. Eine ältere Studie von Geyer und
Peter (1998) zeigt, dass Kinder von un- und angelernten Arbeitern sowie von
Facharbeitern häufiger unfallbedingt im Krankenhaus behandelt werden als
Kinder von Angestellten und Personen in höheren beruflichen Personen.
• Psychosoziale Gesundheit: Befunde auf Basis der „Health Behaviour in
School-aged Children“ (HBSC)-Studie (z. B. Richter et al. 2008) zeigen
für Kinder und Jugendliche im Altersbereich 11–15 Jahre, dass die subjek-
tive Gesundheit in Abhängigkeit des familialen Wohlstands besser beurteilt
wird. Ähnliche soziale Unterschiede werden auch für psychosomatische
Beschwerden wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder
Items zum emotionalen Befinden berichtet.
• Gesundheitsverhalten: Ebenfalls auf Basis der HBSC-Studien lassen sich
schließlich statusabhängige Unterschiede z. B. in der Ernährung zeigen (Kin-
der aus sozial schlechter gestellten Familien essen z. B. seltener frisches Obst
und Gemüse) sowie Unterschiede in der Häufigkeit des Tabak- und Alkohol-
konsums, die mit dem sozialen Status abnimmt.
Lampert und Richter (2009) resümieren, dass der soziale Status zwar in der
Forschungslandschaft sehr unterschiedlich operationalisiert wird (z. B. über
die Bildung und die berufliche Stellung der Eltern aber auch über den Wohl-
stand der Familie), die verschiedenen Statusindikatoren jedoch in ihren Effek-
ten weitgehend übereinstimmen. Sie schließen daraus, dass zwischen der
sozialen und gesundheitlichen Lage der Heranwachsenden ein vergleichsweise
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369