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214 H. von der Lippe und O. Reis
üblichen Supportfragen hinausweisen und zum anderen interessante Moderator-
Effekte in Bezug auf sozioökonomischen Status und seelische Gesundheit zei-
gen.
6 Fazit und Desiderata
Die referierten Studien zeigen, dass es einerseits in der Forschung das Bemühen
gibt, die black box „Netzwerke“ in ihrer Bedeutung für gesundheitliche Ungleich-
heiten genauer zu entschlüsseln, dass andererseits jedoch über die basale
Unterscheidung von wahrgenommener Unterstützung oder der Größe von Fami-
lien- oder Freundschaftssektoren hinaus noch erheblicher Forschungsbedarf
besteht. Es zeigte sich bislang kein einheitliches Bild zum Zusammenhang zwi-
schen sozialen und gesundheitlichen Ungleichheiten sowie sozialen Netzwerke
oder Transitionen im jungen und mittleren Erwachsenenalter.
Überwiegend bezieht sich die aktuelle empirische Forschung hierzu auf die
oben in Abb. 1 skizzierten Moderator- oder Mediatormodelle. Dies erscheint uns –
auch vor dem Hintergrund der einleitenden Netzwerktheorien – als ein lohnens-
werter und theoretisch gerechtfertigter Forschungsansatz, den es weiter zu ver-
folgen gilt. Denn in den meisten Theorien erfüllen Netzwerke genau dann ihre
besten Aufgaben, wenn sie aus den passenden Netzwerkpartnern und -struk-
turen für eine spezifische Lebensphase oder Transition bestehen. Es lässt sich
annehmen, dass womöglich diese Lebensphasen/Übergangs-Netzwerk-Passung
den Ausschlag für das Eintreten (oder das Ausbleiben) gesundheitsförderlicher
Effekte bildet. Einige Studien zeigten bereits, dass beispielsweise Freundes- oder
Familiensektoren des Netzwerks ganz unterschiedliche Wirkungen auf Gesund-
heit haben können. Diese sektoralen Effekte gilt es weiter zu präzisieren und zu
beforschen.
Dabei scheint die gesundheitliche Dynamik des Erwachsenenalters der
Forschungsliteratur zufolge insgesamt weniger stark von eher langsamen bio-
logischen Veränderungen herzurühren als aus einer Vielzahl zu bewältigender Über-
gänge, die sowohl mit ökonomischen (Ungleichheit) als auch sozialen Risiken
(z. B. Netzwerkverkleinerung) verknüpft sind. In der Entwicklungspsychologie
gibt es dazu eine Anzahl spezifischer Arbeiten, jedoch nur wenige übergreifende
Theorien, die geeignet sind, diese Lebensphase als Ganzes zu beschreiben. Sowohl
die Theorie der sozioemotionalen Selektivität als auch die Konvoi-Theorie (siehe
Abschn. 2) gehen aber von einer übergreifenden Entwicklungsaufgabe aus – der
Konstruktion von Lebensphasen-adäquaten sozialen Netzwerken. Das Gelingen
dieser Konstruktion würde den Theorien zufolge eher mit einer günstigeren
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369