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229Soziale
Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten …
chronischer Erkrankungen, mit zunehmendem Alter häufiger auf, wodurch die
funktionale Gesundheit gefährdet wird (Müller et al. 2014). Weiterhin nimmt
der Stellenwert subjektiver Gesundheit im Alter zu. Im Vergleich zur objektiven
Gesundheit ist sie im Alter ein zuverlässigeres Maß für Lebensqualität, Lebens-
erwartung sowie für die Prognose von Krankheitsverläufen. Im Vergleich zu
Krankheitsdiagnosen spiegelt die subjektive Gesundheit, in die neben der physi-
schen und psychischen Gesundheit auch die Lebenssituation und der Lebensstil
einfließen, den individuellen Gesundheitszustand umfassender wider (Spuling
et al. 2017).
Die strukturellen und funktionalen Muster sozialer Netzwerke im Alter wer-
den v. a. durch den Statusübergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand und
durch die Gesundheit der älteren Person selbst als auch durch die ihrer Netzwerk-
partner geprägt. Insbesondere in der Bedeutung der Gesundheit für das soziale
Netzwerk unterscheidet sich diese Lebensphase von früheren, wie dem jungen
oder mittleren Erwachsenenalter (Hoogendijk et al. 2016). Der Tod wichtiger
Netzwerkpersonen, funktionale Einschränkungen oder auch Pflegebedürftigkeit
verändern das soziale Netzwerk im Alter bedeutsam. So beträgt beispielsweise
die Abnahme der Netzwerkgröße ab dem Alter von 60 bis 65 Jahren schätzungs-
weise eine Kontaktperson pro Dekade (Wrzus et al. 2013).
2 Theorien
2.1 Theorien zur gesundheitlichen Ungleichheit
im Alter
Annahmen zum Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Gesund-
heit im Alter werden in drei Thesen diskutiert. Die Kontinuitätsthese geht von
einer Konstanz gesundheitlicher Ungleichheit aus: das Ausmaß gesundheit-
licher Ungleichheit im Alter entspricht dem früherer Lebensphasen (Atchley
1989). Sie unterstellt, dass sich die soziale Ungleichheit im Ruhestand aus der
sozialen Ungleichheit der Erwerbsphase reproduziere (Kohli et al. 2000). Die
sozioökonomische Position, die eine Person im Laufe ihres Lebens über das
Beschreiten von Bildungs- und Berufspfaden erreicht, würde im Alter beibehalten
werden. Das impliziert eine zeitliche Stabilität sozialer Ungleichheit innerhalb
einer Kohorte bis in das hohe Alter (Status-Maintenance-Hypothesis) (Henretta
und Campbell 1976). Angenommen wird weiter ein konstanter Effekt sozialer
Ungleichheit auf den Gesundheitszustand. Die Divergenzthese geht davon aus,
dass sich die gesundheitliche Ungleichheit im Alter vergrößert. Dies sei Folge
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369