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232 B. Müller und L. Ellwardt
Unterstützung zwischen den Generationen einer Familie und beschreibt diese
anhand von sieben Dimensionen: „Struktur“ (im Sinne von Opportunitäts-
strukturen für Interaktionen), „Assoziation“ (Ausmaß an persönlichen Kontak-
ten), „Affekt“ (Ausmaß an gegenseitiger Zuneigung), „Konsens“ (Ausmaß der
Übereinstimmung von Werten und Einstellungen), „normative Überzeugungen“
(Stärke der Verbindlichkeit), „funktionaler Austausch“ (Grad gegenseitiger Unter-
stützung) und „Konflikt“ (Häufigkeit von Konflikten). Zweiteres geht von einer
Widersprüchlichkeit sozialer Beziehungen zwischen Eltern und erwachsenen
Kindern aus und formuliert Annahmen darüber, wie diese aufgelöst werden kann.
Aussagen zur strukturellen Veränderung sozialer Netzwerke im Alter treffen
explizit die sozio-emotionale Selektivitätstheorie (Carstensen 1993) und das
Modell des sozialen Konvois (Antonucci et al. 1997). Erstere Theorie mutmaßt,
dass Lebenszufriedenheit und positive Gefühle trotz kleiner werdender Netz-
werke bis ins hohe Alter deshalb stabil bleiben, weil zunehmend eine Konzen-
tration auf jene Interaktionspartner erfolge, die Quelle positiver Erfahrungen
seien. Dieser Selektionsprozess wird als funktional für die psychische Gesundheit
angesehen. Die zweite Theorie nimmt an, dass der innere Kern des Netzwerkes –
hierzu gehören Partner, Kinder, Eltern und enge Freunde – einen Menschen über
den Lebenslauf begleitet, der äußere Kern – bestehend aus Nachbarn, Dienst-
leistern, Arbeitskollegen – jedoch von Substitution geprägt ist. Hier verkleinert
sich das Netzwerk nicht per se, sondern es verändert sich vielmehr hinsichtlich
seiner Zusammensetzung. So kann der Kontakt zu (ehemaligen) Arbeitskollegen
abnehmen und der Kontakt zu Nachbarn und Pflegekräften zunehmen. Die Subs-
titution ist u. a. Ausdruck sich wandelnder Opportunitäten und Bedürfnisse im
hohen Alter. Laut des Modells des sozialen Konvois können somit auch entfernte,
weniger emotional-regulierende Kontakte funktional für die körperliche und psy-
chische Gesundheit im Alter sein bzw. werden.
3 Soziale Ungleichheit und Gesundheit
Während für das mittlere Erwachsenenalter Zusammenhänge zwischen sozio-
ökonomischem Status und Gesundheit seit langem vielfach belegt sind, gilt das
Alter diesbezüglich als vergleichsweise junges Forschungsgebiet (von dem Kne-
sebeck und Vonneilich 2009). Die folgende Darstellung konzentriert sich auf drei
Folgen sozialer Ungleichheit, die hauptsächlich im Alter relevant sind. Dies sind
Unterschiede im Sterblichkeitsrisiko, in der altersbedingt abnehmenden kogni-
tiven Funktionsfähigkeit und dem damit verbundenen Demenzrisiko sowie im
Depressionsrisiko.
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369