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258 N. Vonneilich
1 Einführung
Das vorliegende Kapitel möchte einen Überblick über die Forschung zu den
Zusammenhängen zwischen sozialen Beziehungen, sozialem Status und Gesund-
heit bieten. Soziale Beziehungen werden im vorliegenden Beitrag als über-
geordneter Begriff verstanden, unter dem sich unterschiedliche Aspekte sozialer
Beziehungen wiederfinden. In kaum einer Studie lassen sich umfangreiche
Indikatoren sozialer Netzwerke identifizieren (siehe Kap. „Netzwerkanalyse“). In
den Studien zum Themengebiet reichen die verwendeten Indikatoren von quan-
titativen Aspekten wie sozialer Integration, der Anzahl sozialer Kontakte über
qualitative Aspekte sozialer Beziehungen wie soziale Unterstützung und sozia-
lem Kapital gemessen auf kleinräumiger Ebene. Einige Studien verwenden nur
einzelne Indikatoren, in anderen werden mehrere verwendet. Dieser Vielfalt ent-
sprechend wird soziale Beziehung als Oberkategorie verwendet.
Im Rahmen dieses Kapitels wird der Forschungsstand zu zwei zentralen
Fragestellungen aufbereitet:
• Mediator-Effekt von sozialen Beziehungen: Gibt es Studien, die einen Beitrag
von sozialen Beziehungen zur Erklärung der Zusammenhänge zwischen sozia-
lem Status und Gesundheit finden konnten?
• Moderator-Effekt des sozialen Status: Inwiefern konnten bereits Hinweise
darauf gefunden werden, dass sozialer Status den Zusammenhang zwischen
sozialen Beziehungen und Gesundheit moderiert, also der Zusammenhang
zwischen sozialen Beziehungen und Gesundheit in verschiedenen Status-
gruppen variiert?
Die erste Fragestellung zielt darauf ab, dass sich sozialer Status auf die Gesund-
heit auswirkt, gerade weil verschiedene Statusgruppen mit unterschiedlichen
sozialen Beziehungen ausgestattet sind (siehe Abb. 1). Diese sogenannte Hypo-
these der differenziellen Exposition (differential exposure hypothesis) geht davon
aus, dass der Zusammenhang zwischen sozialem Status und Gesundheit erklärt
werden kann, weil untere Statusgruppen über weniger soziale Kontakte und
geringere soziale Unterstützung verfügen und sich deshalb die gesundheitlichen
Risiken eines niedrigen sozialen Status stärker ausprägen (Krause 2001). Die
sozialen Beziehungen könnten so zu einer Erklärung gesundheitlicher Ungleich-
heiten beitragen, da sie als Mediator zwischen sozialem Status auf der einen und
Gesundheit auf der anderen Seite fungieren.
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369