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267Sozialer
Status, soziale Beziehungen und Gesundheit
die mögliche Verbesserung von sozialen Interaktionsmöglichkeiten in der jeweils
untersuchten Population. Zu ähnlichen Einschätzungen kamen auch schon vor-
hergehende Forschungsarbeiten. In ihrer querschnittlichen Untersuchung zeig-
ten Salonna et al. (2011), dass nicht alle Aspekte sozialer Beziehungen per se zu
einer Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten beitragen können. Ihre Publi-
kation enthält die Aufforderung an zukünftige Forschungsarbeiten zum Thema,
soziale Beziehungen möglichst differenziert zu erfassen. Im Sinne der hier
gefundenen Ergebnisse kann diesem Appell nur zugestimmt werden. Darüber
hinaus sollten weitere Forschungsarbeiten neben den quantitativen und qualitati-
ven Aspekten sozialer Beziehungen auch weitere Facetten sozialer Beziehungen
untersuchen: Dauerhafte Konflikte, die Reichweite sozialer Netzwerke und auch
die zunehmende Bedeutung virtueller sozialer Netzwerke sollten zukünftige
Forschungsarbeiten berücksichtigen.
Soziale Beziehungen können auch nicht per se als positiv bewertet wer-
den (siehe dazu auch Kap. „Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche
Ungleichheiten“). Nicht jede Form von sozialer Unterstützung oder sozialer Kon-
takte kann dazu beitragen, die negativen gesundheitlichen Effekte eines niedri-
gen sozialen Status abzumildern. Für die hier präsentierten Ergebnisse bedeutet
dies, dass eine zukünftige ausführliche Berücksichtigung negativer Aspekte wie
beispielsweise soziale Isolation oder Konflikte innerhalb sozialer Beziehungen
einen Einfluss auf den ermittelten Erklärungsbeitrag sozialer Beziehungen zu
gesundheitlichen Ungleichheiten haben könnte. Möglich ist, dass insbesondere
statusschwächere Individuen und Gruppen aufgrund von Exklusionsprozessen
weniger Zugang zu Ressourcen innerhalb von Gemeinschaften haben und
dadurch letztlich auch gesundheitlich vulnerabler sein können (Portes 1998; Abel
2012; Uphoff 2013). Soziale Prozesse, welche die Exklusion von statusniedrigen
Gruppen fördern und somit deren Zugang zu sozialem Kapital innerhalb von
Gemeinschaften hemmen, haben häufig auch entsprechende gesundheitliche Kon-
sequenzen (Subramanian et al. 2002; Uphoff et al. 2013). Daher erscheint es aus
dieser Perspektive wichtig, dass zukünftige Forschungsprojekte zum Thema nega-
tive Aspekte sozialer Beziehungen miterfassen und in die Analysen einbeziehen.
Auch Überforderung innerhalb sozialer Netzwerke kann gesundheitlich negative
Konsequenzen haben. Personen, die besonders aktiv in sozialen Beziehungen
partizipieren, können dies auch als Überforderung wahrnehmen, wenn nicht
genügend Zeit bleibt, die entsprechenden sozialen Rollen innerhalb dieser Netze
auch in einem zufriedenstellenden Rahmen auszufüllen (Macinko und Starfield
2001; Mansyur et al. 2008; Gorman und Sivaganesan 2007).
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369