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268 N. Vonneilich
3.2 Moderator
Insgesamt stellen sich die Ergebnisse der bisherigen Studienlage hinsichtlich
eines moderierenden Effekts des sozialen Status auf die Zusammenhänge zwi-
schen sozialen Beziehungen und Gesundheit weitgehend uneinheitlich dar. Die
gefundenen Studien zum Thema variierten erheblich hinsichtlich der verwendeten
Status- und Beziehungsindikatoren, auch zeigten sich unterschiedliche Ergebnisse
je nach verwendeten Gesundheitsindikatoren. In einem Review zum Thema zei-
gen Uphoff et al. (2013) eine Übersicht zu Studien, die den moderierenden Effekt
des sozialen Status auf den Zusammenhang von sozialem Kapital und Gesund-
heit untersuchen. Einige der Studien, die in den Review eingeschlossen wurden,
kommen zu dem Ergebnis, dass insbesondere Personen aus unteren Statusgruppen
von Effekten des sozialen Kapitals gesundheitlich profitieren. In Studien, die diese
Zusammenhänge bestätigen, finden sich deutlich stärkere Assoziationen zwischen
sozialem Kapital und Gesundheit in unteren als in oberen Statusgruppen. Jedoch
sind die Ergebnisse einiger der aufgeführten Studien hinsichtlich ihrer gewählten
Populationen und ihrer gewählten Gesundheitsoutcomes kaum zu verallgemeinern.
Auf der Grundlage seiner Ausführungen zu den verschiedenen Formen von
Kapital erörterte Bourdieu auch die gegenseitige Bedingtheit der drei wesent-
lichen Kapitalformen (Bourdieu 1983). Demnach können soziale Beziehungen
und das in ihnen enthaltene soziale Kapital erst dann richtig genutzt und ein-
gesetzt werden, wenn auch entsprechend ökonomisches und kulturelles Kapital
zur Verfügung steht, welches wiederum den Zugang zu sozialen Kontakten und
deren Aufrechterhaltung ermöglicht. Im Umkehrschluss würde dies bedeuten,
dass Personen aus unteren Statusgruppen über weniger soziales Kapital ver-
fügen und dies auch weniger effektiv für ihre Gesundheit einsetzen können, sie
also von den möglichen positiven Effekten nicht profitieren können (Uphoff et al.
2013). Dies muss nicht zwangsläufig im Kontrast zu den bisherigen Forschungs-
ergebnissen stehen: Personen in unteren Statusgruppen mögen insbesondere von
bindendem sozialen Kapital (bonding social capital) profitieren, jedoch fehlt
ihnen das überbrückende soziale Kapital (bridging social capital). Eine weitere
Annahme zum Zusammenhang zwischen sozialen Beziehungen und Gesund-
heit lautet hier, dass es innerhalb von sozialen Gemeinschaften mit ausreichend
sozialem Kapital auch Menschen gibt, die hiervon nicht profitieren. Wenn
soziales Kapital insbesondere denjenigen mit höherem sozialem Status zur Ver-
fügung steht, so kann es Exklusionsprozesse beschleunigen und zu dauerhaftem
Ausschluss anderer Personen führen. Dies trifft insbesondere auf kontextuelles
soziales Kapital zu, also solches, welches innerhalb von sozialen Gemeinschaften
verfügbar, aber eben doch nicht jedem innerhalb der Gemeinschaft gleichermaßen
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369