Page - 281 - in Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung
Image of the Page - 281 -
Text of the Page - 281 -
281Geschlecht
und gesundheitliche Ungleichheiten …
ein. Laut Barry und Yuill (2012) und Rommel et al. (2017) zeigen Männer* hier
besonders große Zurückhaltung bei der Konsultation bzw. Meldung einer psychi-
schen Krankheit, was die Autor*innen auf das vorherrschenden gesellschaftlichen
Geschlechterstereotypen zurückführen (Barry und Yuill 2012).
Rauchverhalten ist einer der bedeutenden Risikofaktoren für Gesundheit und
die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. Im Geschlechtervergleich zeigt sich
laut Zeiher et al. (2017) und hier den Daten der GEDA-Studie 2014/2015-EHIS
ein leicht stärkeres (gelegentliches) Rauchverhalten bei Männern* (27,0 %) als
bei Frauen* (20,8 %). Laut der Robert-Koch-Stiftung (2015) hat sich die Rauch-
quote der Geschlechter durch die Zunahme weiblicher* Raucherinnen in den
letzten 20 Jahren jedoch angenähert. Als Erklärungsursache für den Anstieg der
weiblichen* Rauchquote werden veränderte Geschlechterrollen und-stereotypen
angenommen (Sieverding 2005; Kolip und Hurrelmann 2016; Bartley 2017, s. u.).
Alkoholkonsum weist als Risikofaktor erhebliche geschlechtsspezifische
Ungleichheiten in allen Lebensaltern auf: So berichten Orth und Töppich
(2015), dass im Jahre 2014 8,5 % der Mädchen* im Alter von 12 bis 17 Jah-
ren und 14,9 % der Jungen* im selben Alter in den letzten zwölf Monaten min-
destens einmal wöchentlich riskante Mengen an Alkohol konsumiert haben.
Auch im Erwachsenenalter zeigt sich diese Geschlechtsdifferenz (Lange et al.
2017). Dabei ist ein signifikanter Einfluss von sozialen Unterschieden und dem
Alkoholkonsum auf die Geschlechter nachweisbar (Lange et al. 2017). So weisen
Frauen* der oberen Bildungsgruppe in allen Altersgruppen eine höhere Prävalenz
für riskanten Alkoholkonsum auf als Frauen* aus unteren Bildungsgruppen; bei
dem männlichen Geschlecht* trifft ähnliches zu.
Kaum eine Forschung hat den Substanzkonsum bei trans*-Jugendlichen und
-Heranwachsenden untersucht. Meist beziehen sich vorhandene Studien – wie
bereits erwähnt – auf die Gruppe der LGBT*I*Q-Personen. Eine Studie über
junge LBT*I*Q-Frauen* in San Francisco zeigt allerdings, dass Substanz-
konsum bei trans*weiblichen9 Jugendlichen sehr verbreitet ist und dies signi-
fikant mit psychosozialen Risikofaktoren in Verbindung steht (Rowe et al.
2015). Eine Langzeitstudie in den USA konnte daran anschließend nachweisen,
dass der Alkoholkonsum im Laufe der Zeit linear zunahm. Bei männlichen*
LGBT*I*Q-Jugendlichen* konnte hierbei eine tendenziell schnellere Zunahme
verzeichnet werden als bei den weiblichen* Jugendlichen (Newcomb et al. 2012).
9(Selbst-)Bezeichnung von Personen, die sich als überwiegend weiblich identifizieren, aber
bei der Geburt dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurden (Gerede e. V. 2018).
back to the
book Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369