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290 M. Gamper et al.
ein bedeutsamer Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung und psychi-
scher Gesundheit für Trans*-Personen: Sowohl für die Teilnehmer*innen des
trans*-männlichen Spektrums (TMS) als auch des trans*-femininen Spektrums
(TFS) ist die allgemeine soziale Unterstützung signifikant negativ mit Sympto-
men von Angst und Depression verbunden – d. h., mit zunehmender sozialer
Unterstützung nahmen Gefühle der Angst und depressiven Verstimmungen ab.
Der negative Zusammenhang zwischen trans*gemeinschaftlicher Verbundenheit
und Symptomen der psychischen Gesundheit war jedoch nur für TFS-Teilneh-
mer*innen signifikant.
Soziale Beziehungen von Männern* und Frauen* in Organisationen
Neben dem allgemeinen Nutzen der Netzwerke vor dem Hintergrund der Sozial-
kapital- und sozialen Unterstützungstheorien, existieren Forschungsarbeiten über
den Unterschied der „Verwertung“ von sozialen Beziehungen zwischen Män-
nern* und Frauen* in Organisationen wie z. B. Wirtschaftsbetrieben oder Uni-
versitäten. Hierbei wird davon ausgegangen, dass der berufliche „Erfolg“ nicht
nur von Kompetenzen, sondern auch von Netzwerken abhängig ist. Besonders
Frauen* scheinen in diesem Fall – u. a. durch Prozesse der Stereotypisierung
(Oehlendieck 2003) – benachteiligt zu sein (Lyness und Thompson 2000). Der
größte Teil dieser Forschungen verdeutlicht, dass Männer* größere arbeits-
bezogene Netzwerke haben, mit größeren Clustern verbunden sind und mehr
Vorteile aus diesen Beziehungen ziehen, da Männer* höhere Positionen in hierar-
chischen Strukturen einnehmen (McGuire 2000).
Im Gegensatz dazu scheinen Frauen* in kleinere und weniger vielfältige
Netzwerke eingebettet zu sein, die kaum Ressourcen zur Verfügung stellen.
Diese weisen eine weibliche* Homophilie auf und sind vor allem durch Perso-
nen aus niedrigeren hierarchischen Positionen besetzt. Da die Subcluster eben-
falls tendenziell homogener sind, gibt es Überlappungen der Ressourcen, was zu
einer Sozialkapitalbenachteiligung und Reproduktion der Positionen innerhalb
des Netzwerkes führen kann (Lin 2000). Dabei schlussfolgern Scheidegger und
Osterloh (2003) kontrastierend dazu, dass überwiegend Männer* (als Personen
mit starker Legitimation) aus strukturellen Löchern Karrierevorteile ziehen wür-
den und Frauen* für einen Aufstieg innerhalb der Organisation eher kohäsive,
redundante Netzwerke benötigten. Zugleich sind Frauen*, solange nur wenige
weibliche* Personen in zentralen statushöheren Positionen vertreten sind, aus
ressourcenökonomischen Gründen auf Netzwerkkontakte mit höherrangigen
Männern* angewiesen und müssen daher ihre Netzwerkkontakte differenzieren
– mit entsprechenden Kosten. In einem Studienüberblick zeigen sie zudem die
starke Homophilie der jeweiligen Netzwerke (Manager*innen, Mitarbeiter*innen
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369