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298 M. Gamper et al.
Netzwerkstudien stellen Differenzen zwischen Männern* und Frauen* fest. Es
kann behauptet werden, dass Frauen* größere Netzwerke besitzen, die ihrerseits
mehr familiäre und verwandtschaftliche Diversität aufweisen. Neuere Studien
gehen jedoch davon aus, dass sich die Netzwerke beider Geschlechter langsam
angleichen. Mit Blick auf die aus den sozialen Beziehungen gewonnenen Res-
sourcen finden sich Belege, dass Hilfe im Krankheitsfall häufiger von Frauen*
geleistet wird. Mütter* übernehmen auch den zeitintensiveren Support, und
Frauen* scheinen mehr Ansprechpartner*innen für Probleme zu besitzen als
Männer*. Wer bei der Hilfeinanspruchnahme bevorzugt wird, Männer* oder
Frauen*, scheint hingegen widersprüchlich, wobei sich in mehr Studien ein
Hang zu weiblichen* Helferinnen zeigt. Bei beruflichen Netzwerkbeziehungen
zeigt sich folgendes Bild: Männer* haben größere arbeitsbezogene Netzwerke,
sie sind anderen Subnetzwerken verbunden und ziehen mehr Vorteile aus diesen
Beziehungen, da Männer* höhere Positionen in beruflichen Netzwerken ein-
nehmen. Frauen* scheinen sich eher auf ihre individuellen Kompetenzen statt auf
das Sozialkapital zu fokussieren, während Männer* stärker auf Netzwerke setzen
und die Ressourcen besser nutzen.
Studien über den Zusammenhang von Netzwerken und Sozialkapital oder
sozialer Unterstützung vor dem Hintergrund gesundheitlicher Ungleichheiten
zeigen eine ungleiche Verteilung zwischen den Geschlechtern. Frauen* scheinen
mehr und zeitaufwendigere soziale Unterstützungsaufgaben zu übernehmen. Sie
besitzen mehr Ansprechpartner*innen für Probleme als Männer*. Daneben leiden
sie wohl auch häufiger unter negativen Aspekten von sozialen Beziehungen. Es
wird davon ausgegangen, dass Frauen* durch ihr stärkeres soziales Engagement
höheren gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind als Männer*.
Im Allgemeinen rücken die Gesundheit sowie das Gesundheitsverhalten von
Schüler*innen und älteren Menschen in den Fokus der Netzwerkforschung.
Bei Jugendlichen und Heranwachsenden untersuchen Netzwerkstudien häu-
fig den Zigaretten-, Alkohol- und Cannabiskonsums. Neben den Querschnitt-
studien gehen neuere Längsschnittstudien den Einfluss- bzw. Selektionsfaktoren
nach. Sie untersuchen die Frage, inwieweit sich Jugendliche ihre Freund*innen
nach ihren Vorlieben und Bedürfnissen auswählen oder durch diese in ihren Ver-
haltensweisen beeinflusst werden. Hier scheint die Forschungslage, vielleicht
auch aufgrund der unterschiedlichen Datensätze und Länderfokussierung, doch
eher heterogen. Es wird allerdings deutlich, dass Mädchen* oder junge Frauen*
im geringeren Maße leichte Drogen zu sich nehmen als ihre männlichen* Alters-
genossen und soziale Netzwerke einen großen Effekt auf das Gesundheitsver-
halten besitzen. Inwieweit es bei den Netzwerkeffekten Geschlechtsunterschiede
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369