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316 G. Krug et al.
ressourcenstarken Netzwerk die negativen Auswirkungen wie Einkommens- oder
Sinnverlust besser kompensieren können. Das Netzwerk liefert danach soziale,
materielle, emotionale oder instrumentelle Unterstützung zur Bewältigung der
Arbeitslosigkeit. Die These der Abschwächung wird auch oft als Puffer- oder
Moderatorthese (siehe Abb. 1) bezeichnet (siehe auch Kap. „Sozialer Status,
soziale Beziehungen und Gesundheit“).
In den folgenden beiden Abschnitten wird die Literatur zu den jeweiligen
Thesen dargeboten. Dabei wird deutlich, dass sich die empirische Forschung
zu gesundheitlichen Ungleichheiten bisher selten mit dem Test beider Thesen
beschäftigt hat, obwohl zumindest die These der Hervorbringung eine der theo-
retischen Grundlagen der Forschung zu Arbeitslosigkeit und Gesundheit darstellt.
3.1 Mediatorthese: Netzwerkveränderung als Ursache
für Gesundheitseffekte
Die Mediatorthese geht von einer Kausalkette aus, bei der sich Arbeitslosigkeit
im ersten Schritt negativ auf den Bestand und die Zusammensetzung des Netz-
werkes auswirkt. Die veränderten Netzwerke wirken sich dann im zweiten Schritt
der Kausalkette negativ auf die Gesundheit aus. Zwar nimmt die Mediatorthese
eine prominente Stelle in der Erklärung negativer Gesundheitseffekte ein, indem
soziale Kontakte als eine der latenten Funktionen der Arbeit beschrieben werden,
die durch Arbeitslosigkeit beeinträchtigt werden. Dennoch lassen sich nur sehr
wenige Arbeiten finden, welche die These einem direkten empirischen Test unter-
ziehen.
Paul et al. (2009) berichten, dass der negative Effekt der Arbeitslosigkeit auf
die mentale Gesundheit vollkommen durch Deprivation hinsichtlich der latenten
Funktionen der Beschäftigung zu erklären ist. Die Autoren und Autorinnen liefern
jedoch keine Analysen zur Relevanz der Deprivation im Teilbereich der „sozialen
Kontakte“. Janlert und Hammarström (2009) untersuchen eine Reihe von theo-
retischen Konzepten zum Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Gesundheit,
darunter auch soziale Unterstützung und Netzwerkumfang. Sie finden für keines
der beiden nennenswerte Effekte. Ähnlich sind die Ergebnisse bei Creed und
Macintyre (2001), sie finden unter Arbeitslosen keine Korrelation der sozialen
Kontakte mit der psychischen Gesundheit, wohl aber signifikante Korrelationen
der psychischen Gesundheit mit finanziellen Belastungen (manifeste Funktion)
und den latenten Funktionen kollektiver Ziele, Zeitstruktur und Status. In einer
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369