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330 S. Keim-Klärner
Maße gerecht werden und dazu beitragen, das Zusammenspiel von
unterstützenden und konfliktbehafteten Beziehungen näher zu unter-
suchen,
– wir noch wenig darüber wissen, unter welchen Umständen und
inwieweit welche Arten von sozialen Netzwerken in der Lage sind,
soziale Ungleichheiten zu kompensieren, sodass diese nicht gesund-
heitsrelevant werden.
1 Einleitung
Einelternfamilien, das heißt Mütter oder Väter, die zusammen mit ihren Kindern,
aber ohne einen Partner oder eine Partnerin im selben Haushalt leben, sind keine
Seltenheit mehr. Die Lebensform „Alleinerziehend“ hat sich in Deutschland im
Verlauf der letzten Jahrzehnte etabliert. Mittlerweile gibt es 1,6 Mio. Allein-
erziehende mit Kindern unter 18 Jahren und rund jede fünfte Familie mit minder-
jährigen Kindern ist eine Einelternfamilie (Statistisches Bundesamt 2018, S. 55,
59). Alleinerziehende sind zumeist Frauen, nur etwa 12 % der Alleinerziehenden
sind Männer (Statistisches Bundesamt 2018, S. 55).
Auch wenn diese Lebensform häufiger auftritt und nicht mehr so stark
gesellschaftlich stigmatisiert wird wie in früheren Zeiten, sind mit ihr doch
ganz spezifische Risiken verbunden: So sind 2014 rund ein Drittel aller Allein-
erziehenden von Armut bedroht, während dies nur für etwa ein Zehntel der
Paarhaushalte mit zwei Kindern zutrifft (Statistisches Bundesamt 2018, S. 234).
Während unter alleinerziehenden Müttern 28 % und unter alleinerziehenden
Vätern 20 % ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1300 EUR aufweisen,
sind dies bei Ehepaaren nur 2 % (Statistisches Bundesamt 2018, S. 61). Auch
die Gesundheit Alleinerziehender ist schlechter als die von Eltern, die in einer
Partnerschaft leben. Das im Vergleich zu anderen Lebensformen besonders hohe
Armutsrisiko und die stärkere gesundheitliche Gefährdung macht diese Lebens-
form für die Erforschung sozialer und gesundheitlicher Ungleichheiten interes-
sant. Mit Blick auf diese spezielle Gruppe stellt sich die Frage, wie sich das hohe
Armutsrisiko und die gesundheitlichen Risiken erklären lassen.
Vor dem Hintergrund der diesen Band leitenden Fragestellung, welche
Rolle die soziologische Netzwerkforschung für die Analyse gesundheitlicher
Ungleichheiten spielen kann, soll hier am Beispiel der Studien zur Lebensform
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369