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335Soziale
Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden
20 erwerbstätige und erwerbslose Alleinerziehende in Bielefeld (Niepel 1994), 26
erwerbslose Alleinerziehende in Mecklenburg-Vorpommern (Keim 2018).
McLanahan et al. (1981) identifizieren in ihrer Studie über geschiedene Müt-
ter drei Netzwerktypen: 1) „Rückkehr in die Herkunftsfamilie“, recht klein und
dicht, dominiert von Verwandten, 2) „erweitertes Netzwerk“, recht groß, wenig
dicht und heterogen in der Zusammensetzung und 3) „Aufrechterhaltung oder
Neugründung einer conjugalen Beziehung mit dem Ex-Partner oder einem neuen
Partner“, enthält Verwandte und Freunde, kann unterschiedlich groß und dicht
sein. Niepel (1994) unterscheidet in ihrem Sample weiblicher Alleinerziehender
1) „Freundschaftsnetzwerke“, relativ kleine und wenig dichte Netzwerke, in
denen Freunde dominieren, von 2) „Familien- und Freundschaftsnetzwerken“,
große Netzwerke, in denen beide Rollenbeziehungen häufig vorkommen, und
3) „Familiennetzwerke“, kleine und dichte Netzwerke, in denen Verwandt-
schaftsbeziehungen dominieren. Keim (2018) unterscheidet in ihrer Studie über
erwerbslose weibliche Alleinerziehende 1) „Familienorientierte“ und 2) „Con-
jugale Netzwerke“, die vor allem verwandtschaftliche Beziehungen enthalten,
sei es zu eigenen Verwandten oder zu Angehörigen des Partners, 3) „Erweiterte
Netzwerke“, die groß und wenig dicht sind und sich aus unterschiedlichen
Beziehungstypen zusammensetzen, und 4) „Eingeschränkte Netzwerke“, die
sehr klein sind und einen hohen Anteil an institutionellen Helfern aufweisen.
Gemeinsam haben die drei Typologien, dass die Variationsbreite der Netzwerke
Alleinerziehender hoch ist, von besonders großen und wenig dichten Netz-
werken („Erweitertes Netzwerk“ bei McLanahan und Keim und „Familien- und
Freundschaftsnetzwerk“ bei Niepel) bis zu kleinen, dichten und verwandtschafts-
dominierten Netzwerken. Allein die „Eingeschränkten Netzwerke“ bei Keim
(2018) zeugen von einer gewissen sozialen Isolation. In diesen Netzwerken fin-
den sich aber oft institutionelle Helfer, die wichtige Unterstützungsfunktionen
übernehmen. Die Entwicklung einer Typologie basierend auf einem größeren
Sample steht noch aus.
Fazit: Ob es um soziale Kontakte, soziale Beziehungen, soziale Unterstützung
oder soziales Kapital geht, die vorgestellten Studien machen deutlich, dass
Alleinerziehende über eine andere soziale Einbettung verfügen als verheiratete
Eltern. Konzepte wie soziale Unterstützung werden dabei häufiger untersucht,
netzwerkanalytische Studien sind eher selten. Auffällig ist, dass der Begriff
„Netzwerke“ hier häufig als Metapher genutzt wird („Unterstützungsnetzwerke“)
und für eine Vielzahl sozialer Beziehungen und Unterstützungsformen stehen
kann. Seltener wird in diesen Studien, die von „Unterstützungsnetzwerken“ spre-
chen, auch tatsächlich die Struktur dieser Beziehungen genauer untersucht und
netzwerkanalytische Instrumente angewandt.
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369