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Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung …
Beschäftigung (§ 55 SGB IX, 2018), die Probebeschäftigung (§ 46 SGB III),
das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM; § 167 SGB IX, 2018) oder
auch Bildungsmaßnahmen der beruflichen Rehabilitation (Niehaus et al. 2012,
S. 50 ff.; Weber und Weber 2015, S. 265 f.). Letztgenannte werden danach unter-
schieden, ob sie sich speziell an junge Berufsanfänger (Ersteingliederung) (Reims
et al. 2016, S. 1) oder berufserfahrene Menschen mit Behinderung (Wiederein-
gliederung) richten (Reims et al. 2017).
Manche dieser Leistungen erfordern das Vorliegen einer Behinderung nach § 2
SGB IX (2018), der auch diesem Beitrag als Definitionsgrundlage dient und nach
der Menschen dann als behindert gelten, wenn sie „[…] körperliche, seelische,
geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit ein-
stellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an
der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate hindern
können“ (§ 2 SGB IX, 2018). Andere Leistungen setzen eine amtlich anerkannte
Schwerbehinderung (oder rechtliche Gleichstellung) voraus (SBG IX, Teil 3,
§ 151 ff., 2018), obwohl der amtlich verbürgte Behinderungsgrad nur bedingt
für das Ausmaß der gesellschaftlichen Teilhabeeinschränkung aussagekräftig ist
(Benitez-Silva et al. 2004; Rohrmann 2012, S. 475).
Die Bereitstellung wohlfahrtsstaatlicher Leistungen kann neben der Erzeugung
von Inaktivitätsfallen (Famira-Mühlberger et al. 2015, S. 18) dazu beitragen, die
unter Arbeitslosen in der Regel stärker in Mitleidenschaft gezogene Widerstands-
fähigkeit gegen Erkrankungen zu erhöhen, geeignete Coping-Strategien zu ent-
wickeln, wenn bereits eine Behinderung oder Erkrankung vorliegt (Potts 2005),
und den Zugang zu Erwerbsarbeit zu erleichtern (Granovetter 1973). Soziale Netz-
werke von Personen, Gruppen und Institutionen (Borgatti et al. 2018, S. 2) können
ähnliche Wirkungen entfalten, aber trotz ihrer Bedeutung für Gesundheit, Bildung
und Beschäftigung werden sie in der behinderungsbezogenen Gesundheits- und
Rehabilitationsforschung bisher noch relativ selten berücksichtigt. Das gilt auch
für die Methoden und Theorien der Netzwerkforschung (von Kardorff 2010).
Ziel des Beitrags ist es, diese Lücke in der Fachdiskussion einzugrenzen,
indem er theoretisch und empirisch Ansatzpunkte für die Anwendung von Netz-
werk- und Sozialkapitalansätzen auf dem Gebiet der Arbeitsmarkteingliederung
behinderter Menschen aufzeigt und kritisch die bestehenden Forschungsdefizite
in diesem Feld offenlegt. Im Fokus stehen dabei formale, informelle und institu-
tionelle Beziehungsgeflechte, die aus ihnen resultierenden Unterstützungskapazi-
täten sowie mögliche Netzwerkänderungen durch einen Behinderungseintritt und
die Auswirkungen, die solche Netzwerktransformationen auf die Beschäftigungs-
situation und die Erwerbschancen haben.
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369