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350 S. Zapfel et al.
2 Behinderung und Arbeitsmarktintegration
Für Deutschland wurden die vergleichsweise ungünstigen Bildungs- und
Beschäftigungschancen von Menschen mit Behinderung bereits vielfach belegt
(Eichhorst et al. 2010; Engels et al. 2017; Pfaff 2012; Rauch 2005; von Kardorff
und Ohlbrecht 2013). Behinderte Menschen erreichen in der Bundesrepublik
ein insgesamt niedrigeres Bildungsniveau als Personen, die keine Behinderung
haben. Das gilt speziell für diejenigen, die schon frühzeitig im Förderschul-
bereich segregiert werden, der seinerseits häufig keinen Hauptschulabschluss
bereithält (Klemm 2015). Jugendliche in Förderschulen verlassen deshalb ihre
Bildungseinrichtung oft ohne Hauptschulabschluss, wodurch sich die Chancen
auf einen Ausbildungsplatz entsprechend reduzieren (Niehaus et al. 2012). Sofern
sie dennoch Zugang zum Ausbildungssystem erhalten, werden sie in der Regel
weiterhin in Sonderbereichen mit geringer betrieblicher Anbindung (weiter-)
qualifiziert (Reims et al. 2016). Im Verbund mit einer Reihe weiterer, vor allem
stigmatisierungsbedingter Faktoren (Einstellungsvorbehalte auf Arbeitgeberseite,
Verdacht auf Leistungsminderung, Angst vor hohen Fehlzeiten, erschwerte Kün-
digung, aber auch Mobilitätseinschränkungen u.ä.m.) (z. B. Niehaus und Bauer
2013, S. 12 f.; von Kardorff et al. 2013, S. 37; Rauch 2005, S. 32; Wansing und
Westphal 2014, S. 41), schmälert diese bildungsinstitutionelle Streckenführung
die Beschäftigungsaussichten, die Menschen mit Behinderung in Deutschland
haben. Diese dokumentieren sich in niedrigeren Erwerbs- und höheren Arbeits-
losenquoten als bei Menschen ohne Behinderung, selbst in Phasen wirtschaft-
lichen Aufschwungs (Bundesagentur für Arbeit 2018; Niehaus und Bauer 2013,
S. 32), längeren Arbeitslosigkeitsepisoden, geringeren Löhnen und der häufigeren
Besetzung von Berufspositionen, die sich unter dem erreichten Qualifikations-
niveau befinden (Weller 2017).
Diverse arbeitsmarktpolitische Instrumente haben die Aufgabe,
Benachteiligungen behinderter Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu bekämpfen
und zu kompensieren. Hierzu gehören alle schon genannten Maßnahmen, die in
Bezug auf das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Menschen mit Behinderung
entweder eine beziehungsgenerierende oder eine beziehungsstabilisierende Funk-
tion übernehmen (sollen) und damit Netzwerkrelevanz haben. Unter den spe-
ziell auf Menschen mit Behinderung zugeschnittenen Instrumenten wirken die
Beschäftigungsquote ab 20 Mitarbeitern, die Probebeschäftigung sowie Leis-
tungen der beruflichen Rehabilitation im Wesentlichen beziehungsgenerierend,
während der erweiterte Kündigungsschutz und das Betriebliche Eingliederungs-
management in erster Linie beziehungsfestigend sind. Arbeitsplatzanpassungen,
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369