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357Soziale
Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung …
die erfolgreiche Durchführung des BEM und eine gelungene betriebliche Teil-
habe (Niehaus und Vater 2014). Die Schwerbehindertenvertretungen sind somit
wichtige Netzwerkpartner an der Schnittstelle zwischen behinderten Mitarbeitern,
betrieblichen Organen (z. B. Betriebsrat), Arbeitgeberbeauftragten und externen
Akteuren, zu denen auch Sozialversicherungsträger wie die Rentenversicherung
oder die Krankenkassen gehören.
Durch die Unterzeichnung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten
Nationen (UN-BRK 2008) hat sich Deutschland mit der Ratifizierung 2008 dazu
verpflichtet, die volle und wirksame Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
in allen gesellschaftlichen Bereichen herzustellen. Die entsprechend der
UN-BRK definierte Zielvision eines inklusiven Arbeitsmarktes erweitert auch
die Aufgaben der Vertrauenspersonen der schwerbehinderten Beschäftigten.
Diese gehen zunehmend über Kenntnisse arbeitsrechtlicher Vorgaben hinaus
und erstrecken sich immer mehr auch auf querschnittliche Beratungsfunktionen,
die Vernetzung und Wissensmanagement in sehr unterschiedlichen Bereichen
erfordern (Kohl et al. 2015). Dadurch stehen die Schwerbehindertenvertretungen
in der betrieblichen Prävention und Inklusion vor neuen Herausforderungen, die
sich u. a. aus großräumigen gesellschaftlichen Veränderungen wie Digitalisierung
und demografischem Wandel ergeben. Das Tätigkeitsspektrum der SBV sowie
innerbetriebliche und externe Allianzen, die zum Erhalt der Beschäftigungsfähig-
keit und Teilhabe beitragen können, sind Mittelpunkt der aktuellen Diskussion.
Netzwerkanalytische Untersuchungen gibt es hierzu bisher nicht. Diese könn-
ten jedoch klären, ob und wie die SBV Menschen mit Behinderung unter diesen
neuen Voraussetzungen bei der Eingliederung unterstützt und welche Rolle Ver-
netzungen der SBV in diesem Zusammenhang spielen.
4.2.3 Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)
Mit dem BEM nach § 167 Abs. 2 SGB IX (2018) hat der Gesetzgeber eine Vor-
schrift geschaffen, die Arbeitgeber seit 2004 dazu verpflichtet, bei Beschäftigten,
die innerhalb eines Jahres insgesamt länger als sechs Wochen erkrankt sind, zu
klären, inwiefern die Arbeitsunfähigkeit überwunden, erneuter Arbeitsunfähig-
keit vorgebeugt und der Arbeitsplatz erhalten werden kann. Gemeinsam mit der
zuständigen Interessenvertretung – bei Vorliegen einer Schwerbehinderung mit
der SBV – und soweit erforderlich mithilfe des Werk- oder Betriebsarztes, wird
geprüft, welche Maßnahmen hierfür zu ergreifen sind. Weitere in das BEM ein-
bezogene Akteure können die Rehabilitationsträger und gegebenenfalls das
Integrationsamt sein. Die Teilnahme der Arbeitnehmer am BEM ist freiwillig.
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369