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418 O. Reis et al.
sozialen Strata wirken. Es konnte beispielsweise gezeigt werden, dass mediale
Vorbilder, über offline-Netzwerke vermittelt, auf suizidales Verhalten von Jugend-
lichen wirken (Abrutyn und Mueller 2014), ohne dass hier bisher gesundheit-
liche Ungleichheiten untersucht worden wären. Im Sinne der klassischen Studie
von Hollingshead und Redlich (1958) bleibt auch die Frage bisher offen, ob die
statusabhängigen Zugänge zum psychiatrischen Hilfesystem von Netzwerk-
funktionen moderiert oder mediiert werden.
6.3 Armut, Gesundheit und institutionelle
Netzwerkbeziehungen
Institutionen und professionelle Helfer*innen können, besonders für armuts-
gefährdete Personen, wichtige Akteure bzw. Knoten in einem Netzwerk sein
(Klärner und Knabe 2016) und dort nicht nur einen Beitrag zum Wohlbefinden
leisten, sondern – etwa durch Vermittlung präventiver oder kurativer Maß-
nahmen – auch stärker gesundheitsrelevante Wirkung entfalten. Die sozial
ungleiche Verteilung und Barrieren des Zugangs in Abhängigkeit vom Wohnort
und den Angeboten vor Ort können (gesundheitliche) Ungleichheiten verstärken
(oder abmildern). Institutionelle Helfer*innen als Akteure einer sozialstaat-
lich bekämpften Armut (Paugam 2008) sind vorhanden und erreichbar oder
eben nicht. Zu fragen wäre hier, in welcher Weise diese Akteure in einem sozia-
len Netzwerk wirken, ob sie Einfluss auf die Beziehungen zu anderen Akteuren
haben, welche Netzwerkstrukturen das Wirken institutioneller Unterstützung
förderlich werden lassen und welche, im Gegensatz dazu, eher Abhängigkeiten
von diesen Akteuren hervorrufen und damit eher abträglich wirken und welche
informellen Netzwerke tragen, wenn professionelle Hilfe nicht verfügbar ist.
6.4 Die räumliche Dimension von sozialen Netzwerken:
Gesundheit und soziale Netzwerke in ländlichen
Räumen
Soziale Netzwerke haben auch eine räumliche Dimension: Um direkte inter-
personale Kontakte und Interaktionen mit Freund*innen, Bekannten, institutio-
nellen Helfer*innen, Ärzt*innen etc. herzustellen oder bestimmte (Gesundheits-)
Dienstleistungen in Kliniken, Apotheken oder durch Pflege- und Rettungsdienste
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Title
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Subtitle
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Authors
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Editor
- Nico Vonneilich
- Publisher
- Springer VS
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Size
- 14.5 x 21.0 cm
- Pages
- 436
- Category
- Medien
Table of contents
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369