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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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II. Kriegsende in Österreich76 vor: Während es in den ersten Monaten des „Großen Vaterländischen Krie- ges“ noch Gutmütigkeit und Leichtsinn gegenüber dem Feind gegeben habe, seien die Soldaten nun durch die Gräueltaten, Plünderungen und Gewaltta- ten der „deutsch-faschistischen Okkupanten“ an der Zivilbevölkerung und den sowjetischen Kriegsgefangenen von dieser Krankheit geheilt. Sie hätten gelernt, die „deutsch-faschistischen Okkupanten“ abgrundtief zu hassen, und dabei verstanden, „dass man den Feind nicht besiegen kann, ohne ihn aus ganzer Seele hassen gelernt zu haben“.36 Der Hass war häufig auch mit Spott – etwa in Form des „Winter-Fritz“, einer Persiflage auf die für den russischen Winter mangelhaft ausgerüsteten Wehrmachtssoldaten – verbunden. Der berühmte sowjetische Propagandist Iľja Ėrenburg schrieb über das „russische Klima“ Ende Dezember 1941: „An diesem Klima sterben jeden Tag Tausende Deutsche mit der liebenswürdigen Unterstützung russischer Kugeln und russischer Minen.“37 Gerade die Satire spielte eine besondere Rolle bei der Entwicklung des Feindbildes. Sie war das wirkungsvollste Mittel, um den Menschen die Angst vor dem heranrücken- den Feind zu nehmen. Satirische und humoristische Erzählungen von der Front, Verse, Scherze, Anekdoten, Sprichwörter oder Fabeln erhöhten den Kampfgeist ebenso wie die Satirerubriken der Frontzeitungen und Plakate.38 Die Devise lautete: „Alles für die Front, alles für den Sieg!“ Als offizieller Schlachtruf galt: „Für das Vaterland, für Stalin!“, auch wenn sich Veteranen der Wehrmacht vor allem an das Furcht einflößende „Hurra!“ erinnern.39 Im Bewusstsein der sowjetischen Bevölkerung reduzierte sich das Feindbild auf das Bild des Deutschen, des Faschisten, des Okkupanten, wodurch die Regie- rung ihr Hauptziel erreichte: die Mobilisierung großer menschlicher Ressour- cen in kürzester Zeit – Menschen, die bereit sind, zu leiden und sich zu op- fern.40 Zum 1. Mai 1942 gab das ZK der VKP(b) insgesamt 46 Losungen aus, die jeden Einzelnen, aber auch die „Proletarier aller Länder“ aufriefen, einen persönlichen Beitrag im Kampf gegen den Feind zu leisten, etwa: „1. Proleta- rier aller Länder, vereinigt euch im Kampf gegen die deutsch-faschistischen Okkupanten!“ oder: „12. Lasst uns an den deutsch-faschistischen Schuften für die Plünderung und Verwüstung unserer Städte und Dörfer, für die Gewalt an Frauen und Kindern Rache üben! Blut um Blut! Tod um Tod!“ Auch an die 36 I. Stalin, Prikaz Narodonogo Komissara Oborony Nr. 130, 1.5.1942. 37 Il’ja Ėrenburg, Vojna. (Ijun’ 1941 – aprel’ 1942). Moskau 1942, S. 140. Herrn Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, Graz, danke ich herzlich für die Bereitstellung der Originalausgabe dieses Bandes. 38 Gorjajewa, „Wenn morgen Krieg ist …“, S. 443. 39 Werth, Russland im Krieg, S. 295f.; Poljakov, Istoki narodnogo podviga, S. 22; Merridale, Iwans Krieg, S. 127f., 155. 40 Gorjajewa, „Wenn morgen Krieg ist …“, S. 435f.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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Title
Stalins Soldaten in Österreich
Subtitle
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Author
Barbara Stelzl-Marx
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
874
Categories
Geschichte Nach 1918
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