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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I
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106 Tagebücher ser als unterkunft in stürmen und gestöber, und die Wegmacher, die in denselben wohnen, sind angewiesen, arme reisende gratis zu verkösten. Alles das ist wirklich schön und überraschte mich umsomehr, als ich der- gleichen bey uns gar nicht erwartete. Besonders schön aber ist der theil der straße, der 1834 abgerissen und sonach 1837–38 ganz neu erbaut und in den Felsen hinein gehaut wurde; sie geht an einem rocher à pic in un- endlichen Zic-zacs herunter, hat 4 mitunter erstaunlich lange, theils ge- sprengte, theils gegen die lavinen gemauerte gallerien und ist wirklich ganz superbe, die schönste straße, die ich je gesehen habe und die einer jeden Regierung Ehre machen würde. Dabey ist der magnifique Wasserfall der Pianazza, an dem man beständig herum fährt; er hat 300 Mètres Höhe bis zum ersten bassin, wo er sich sammelt und dann wieder 468 mètres tief hinab stürzt. in compodolcino wechselten wir Pferde und kamen nach 7 hieher, wo ich einen excellenten gasthof fand, worin eine ganze colonie deutscher reisender. in chiavenna ist schon ganz italiänischer himmel, die luft wehte mich ganz anders an, warm und mild, und es war der herrlichste Abend, d.h. nacht, mit mondschein und sternen, welches mir nach dem erst überstan- denen regen und schneegestöber ganz besonders vorkam. mitten auf dem Platz, dem hotel vis-à-vis steht hier eine große ruine, welche zur Zeit, da chiavenna zu Bündten gehörte, ein regierungshaus war; die Salis haben hier noch jetzt große Besitzungen. graubündten besteht aus 3 Bünden: dem gotteshaus, den Zehngerich- ten und dem Oberen Grauen Bund; jedoch besteht diese Eintheilung nur in sofern mehr, als aus einem jeden derselben einer der 3 mitglieder des kleinen rathes seyn muß, der die executive gewalt bildet, und welcher vom großen rathe und dieser wieder von sämtlichen gemeinden, oder wie sie hier heißen: Hochgerichte, gewählt werden; der Canton ist gemischt, jedoch die mehrzahl reformirt, in chur ist ein Bischof. mailand 6. oktober von chiavenna ging es nach einer stunde in einem österreichischen eil- wagen weiter: ich war ganz allein bis varenna, wo eine madame einstieg und bis Lecco mitfuhr; ich schlief köstlich und sah daher von dem ganzen schönen Weg über riva, colico, Bellano, varenna, lecco etc. gar nichts, was auch sonst wegen der Nacht unmöglich gewesen wäre; in Lecco stiegen einige leute ein. gegen 8 uhr waren wir nach einer höchst ennuyanten fahrt durch die ebenso ennuyante lombardie in monza und um 10 uhr hier.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
I
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
744
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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