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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I
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Page - 116 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I

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116 Tagebücher dem theater bis spät nach mitternacht bey gräfin samoyloff, ihr salon ist der einer frau, qui a jetté son bonnet loin, bien loin par dessus le moulin, sie selbst äußerst aimable und sehr comme il faut, bis auf einige enorme freye propos die ihr von Zeit zu Zeit entfahren, ihre société meistens männer und zwar junge leute, größtentheils ziemlich comme il faut, aber von einer Ungenirtheit die alle Begriffe übersteigt; nebstdem einige galante Weiber, voilà le noyau, les habitués ihres salons; mir ist er sehr erwünscht, weil ich dort guten thee und eine meistens gute conversation finde, denn es kommt doch dahin Alles, was von einheimischen und fremden männern distinguir- tes da ist; freylich auch Manches Andere, besonders einige junge Mailänder, die, weil sie 6 Wochen in Paris waren, Pariser elegants seyn wollen, und das high-breeding und high-life eines cosmopolitischen faschionables [sic] jämmerlich nachäffen. Auch sonst fange ich jetzt an mich nach und nach zu lanciren, jedoch aus Grundsatz sehr langsam; eine große Ressource für mich ist die restauration bey cova, wo ich der einzige nicht-militär unter lauter Militärs bin und speise; es sind aber die distinguirtesten und höch- sten der hiesigen Militärs; darunter nenne ich, theils als gescheidte, theils sonst marquante leute, theils als solche mit denen ich besonders gut bin: Wallmoden, der aber gerade weg ist, fml Woyna, fml Zichy, gm martini, gm Appel, der ehemalige und jetzt in eine beneidenswerthe ungnade gefal- lene general-Adjutant des kaiser franz, fritz liechtenstein, Wilhelm taxis, die lebendige enciclopaedie, schrecklich langweilig, der typus der selbstge- fälligen dummheit, Pergen, neipperg, Arthur Pallavicini, hauptmann Wo- jciechowsky, ein mensch, der witzig seyn muß, weil er sonst nichts Anderes wäre, etc. im ganzen lebe ich hier recht angenehm, die ämtlichen verhältnisse verschwinden in einer großen Stadt ganz und hören außer dem bureau auf; diese sind langweilig, wie überhaupt die italiänische so ganz machinelle ad- ministration im gegensatz zu der der anderen Provinzen [steht], wo der po- litische Beamte unendlich freyere spielräume hat, und wenn er will und es versteht, vieles wirken, u.a. im eigentlichen sinne administriren kann. Anfangs that es mir um meinen schönen Wirkungskreis in istrien leid, jetzt habe ich mich daran gewöhnt, nur hat das interesse abgenommen, sonst sind die verhältnisse recht angenehm, was Anfangs, d.h. so lange der delegat der nun schon seit monathen krank ist, das ruder führte, gerade nicht der fall war, denn der ist eine höchst ängstliche, jämmerliche, kleine Person welche mehr darauf sieht, wie lange man im Bureau sitzt, als wie und wie viel man arbeitet; dieses Opfer aber kann ich ihm nicht bringen, stunden lang müßig in diesem uncomfortablen Bureau zu sitzen, dazu ist mir die Zeit zu kostbar, und da sitze ich lieber zu hause, wo jede minute Zeit ihre goldene verwendung findet.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
I
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
744
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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