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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I
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12111. Jänner 1841 umgekehrt solchen unausstehlichen kais. könig. enthusiasten gegenüber ein Jacobiner und Frondeur; solch ein Enthusiast de commande ist General Martini, der immer die ganze Welt für Österreich erobern möchte; da möchte man das gelbe fieber kriegen. überhaupt ist es eigentlich ein dummes geistloses, unverantwortliches leben das man hier führt, bey tische alle tage eine ungewaschene Politick von martini und consorten, wo ich schon gar nicht mehr mitrede, da jedes Wort verloren wäre, dann 4–5 stunden theater, daß man vor langeweile zerspringen möchte, und dazwischen ein Paar ennuyante logenvisiten, und der beständige discurs von der cerrito, von donzelli, von Auftritten zwischen dieser und jener theaterprinzessin, etc. ist das ein leben? Aber es muß an- ders werden. nach Westen, oh nach Westen hin, Beflügle dich mein kiel!1 das gescheidteste aber wäre, ich heurathete eine stupend reiche frau und établire mich dann in Paris oder sonst wo in einer stadt, wo ich weiß warum ich lebe, und wozu mir gott der herr einen kopf gegeben hat, auf jeden fall aber weg aus der österreichischen monarchie, wo ich immer unter den näm- lichen leuten lebe und immer denselben Waldgesang höre, an den ich seit ich denke gewöhnt bin. Das alte Jahr wäre demnach zu Ende trotz aller sinistren Weißsagungen; ich bereue es nicht, denn für mich war es kein verlohrenes, es hat mich mei- nen Zwecken näher gebracht; das Jahr 1841 soll, wie ich hoffe, mich endlich einen entschiedenen schritt thun sehen. [mailand] 11. Jänner 1841a es schneit nun schon seit 8 tagen beynahe ohne unterlaß, dabey ist es grim- mig kalt und ein ganz deutscher Winter, mit dem unterschiede, daß man ihn hier viel stärker empfindet, weil es kein mittel gibt, seine Zimmer ordentlich zu erwärmen; in Wien sind 20, in Böhmen 25 Grad Kälte. Am 6. d.i. am heiligen Dreikönigstag war wieder Theater bey Samoiloff; man gab les premières armes de richelieu, voll Witz und énorme amusant, jedoch mehr als ziemlich grivois; beinahe alle acteurs spielten ganz ausge- zeichnet gut; nachher war ein magnifiquer Ball, der mit einem Menuett en Costume durch die acteurs eröffnet wurde; das ganze Fest war superbe bis auf die gesellschaft, welche, namentlich ihr männlicher theil, ganz entsetz- 1 Aus der Ballade columbus von marie louise Brachmann. a Jahreszahl mit Bleistift eingefügt.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
I
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
744
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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