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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I
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126 Tagebücher hübsch und nahm sich ganz brillant aus; die Einnahme soll 15.000 frs. be- tragen. in der scala ist jetzt ein charmantes Ballet, die sylphede, wo die cerrito über alle Maßen schön tanzt; Bälle gibt es jetzt auch mehrere, im Casino, bey Hofe, etc.; soweit meine Erfahrung reicht, finde ich die hiesigen Damen sehr freundlich und aimable gegen mich, sogar beinahe mehr als anderswo, und von der Abneigung gegen uns deutsche habe ich wenigstens bis jetzt und mir gegenüber noch nichts bemerkt; daß ihnen der nächste beste, herge- laufene husar nicht zu gesichte steht, ist natürlich, und geschieht ebenso in anderen städten, z.B. in Wien. Gestern war ich bey Radetzky; es ist ein Haus der Trauer; Jäger, welchen der kaiser von Wien geschickt hat, um ihn zu behandeln, hat erklärt, es sey alle kunst vergebens und der Ausgang der krankheit werde entweder ein schlagfluß oder ein langwieriges schmerzhaftes leiden seyn, welches mit dem Gehirnkrebs endigen würde;1 er aber ist voll guter hoffnung und spricht nur von Krieg und vom marschieren; seine Tochter aber weiß Alles, und man kann sich vorstellen, mit welchen gefühlen. letzthin noch sagte er mir: bis jetzt wissen wir vom kriege noch nichts, aber gegen den 15. Jänner [sic] da wird ein Papier kommen, und darauf wird stehen, wir marschieren nach Frankreich; es ist ein merkwürdiger Mann, Soldat in Leib und Seele und mit 74 Jahren noch voller kraft und lust. [mailand] 9. februar es ist heute nun schon den 5. tag, daß ich nicht aus dem hause gehen konnte und beinahe die ganze Zeit im Bette zubringen mußte, wegen einer geschwür, die ich mir, glaube ich, durch einen sprung aus dem Wagen zuge- zogen habe, und welche, da ich sie einige tage vernachlässigte, so anwuchs, daß ich zuletzt vor Schmerzen beinahe das Fieber hatte; der Arzt setzte mir gleich 22 Blutegeln, worauf ich auf das heftigste blutete, dann nahm ich durch ein paar tage warme umschläge, und jetzt geht es schon bedeu- tend besser; heute Abend darf ich ins Theater gehen, bis ich aber werde frey herum gehen können, werden noch mehrere tage vergehen. Am ersten tag meiner krankheit ist gabrielle mit dem ganzen hofe nach venedig abgereist, oder vielmehr ich verschob es, trotz der heftigsten schmerzen mich niederzulegen, um sie noch den tag vor ihrer Abreise zu se- 1 feldmarschall fürst radetzky laborierte an einer schweren Augenerkrankung, fürstin melanie metternich schreibt in ihrem tagebuch am 14.1.1841 von einem „schwammge- wächs“ (Aus metternich’s nachgelassenen Papieren. Bd. 4 [Wien 1883] 487). der zur Be- handlung beigezogene Wiener Augenarzt friedrich Jäger stellte eine unheilbare krebser- krankung fest, nach einer homöopathischen Behandlung durch den stabsarzt christoph hartung wurde jedoch innerhalb einiger monate eine vollständige heilung erzielt.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
I
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
744
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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