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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I
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Page - 132 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I

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Tagebücher132 stande wäre freylich bald abgeholfen, nicht aber den ersten. hätte ich nicht eine gewisse chevaleresque ehrlichkeit in mir, so würde ich suchen das mäd- chen verliebt zu machen, und dann ohne die intervention der mutter hinter ihrem Rücken weiter zu arbeiten; aber dazu habe ich die Kleine zu lieb, und nebstdem hat sich, seit ich ihre Armuth gesehen habe, ein gewisses mitleid in meine empfindungen gemischt, und es scheint mir als wäre es unwür- dig und schlecht, ihr ihren einzigen schatz, die heiterkeit ihres gemüths zu rauben; kurz, der Teufel wickle sich da heraus! [mailand] 4. märz es ist merkwürdig, wie sehr mich diese angehende liaison mit der kleinen Pirovano hantirt und beschäftigt; ich bin in einer gränzenlosen Unentschlos- senheit und Ungewißheit über mich selbst; bald glaube ich in sie verliebt zu seyn, bald wieder nicht; bald möchte ich aufhören, bald nicht; bald denke ich an die Annehmlichkeiten einer ruhigen liaison mit einer so hübschen und herzigen Person, als sie es ist, bald wieder wandelt mich die reiselust nach rom und neapel an, und ich denke an alle die kleinen schattenseiten eines solchen verhältnisses und hauptsächlich an die schwierigkeit des Auf- hörens. fritz lichtenstein redete mir letzthin Abends bey neipperg zu wie ein galgenpater, ich sollte das ding bleiben lassen, aber wie immer wenn man so ganz undecidirt ist, machte es für den moment eindruck auf mich und verflog, sobald ich die Pirovano zum ersten Male wieder sah; indessen bringe ich alle tage ein paar stunden dort zu in ihrem ärmlichen stübchen, wo mir die Zeit wie im Traum vergeht; sie ist so ganz natürlich und einfach und dabey so sittsam und modette, daß sie mir alle Tage lieber wird; sie hat mir noch nicht einmal einen kuß erlaubt, so zwar daß wir sogar deßwegen gestern einen Zank hatten, welchen ich sehr ernstlich aufzunehmen schien, der mir aber unendlich viel Spaß machte; es mag seyn das [sic] alles das nur Berechnung ist, um mich zu ködern; ich aber kann es nicht glauben, und irre ich mich, so theile ich nur das gewöhnliche Loos aller Verliebten; die Leute efforciren sich, wie immer in solchen fällen, mir geschichtchen von ihr zu erzählen, ich glaube aber nicht daran; bey soviel Jugend und anscheinender Unschuld; sie müßte eine elende Person seyn, wenn sie sich jetzt schon so sehr verstellen könnte. [mailand] 10. märz mein roman ist zu einem unvermutheten dénouement gekommen, oder steht wenigstens im Begriffe dahin zu kommen, und ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen oder kränken soll; in diesem Augenblicke, wo die Sa- che noch ganz frisch, und mir meine Besuche bey meiner herzigen kleinen Pirovano zur täglichen gewohnheit und zu einer Art von délassement, auf
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
I
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
744
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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