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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I
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Page - 134 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I

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Tagebücher134 strigen explication zärtlicher und ergriffener als je zuvor, aber sie müsse ans heirathen und an ihre Zukunft denken, worin ich ihr auch nicht unrecht geben kann. Kurz, morgen erhalte ich meinen Abschied; meine Absicht ist nun eine ehrenvolle retraite zu machen, d.h. auf eine solche Art aufzuhören, daß ich mir ihre Freundschaft und Zuneigung erhalte; aber was ich nicht ge- glaubt hätte, ist, daß mir diese gezwungene trennung seit gestern unange- nehme stunden und eigentlich eine fortdauernde depression of spirits verur- sacht; in dem Augenblicke der discussion selbst war ich, wie bey mir immer, vollkommen kalt und überlegt; wie ich aber von ihr weg war, und besonders im theater, als Adelaide, ihrem Bräutigam zu gefallen, wenigstens glaube ich so (denn er weiß von meiner Bekanntschaft) von mir weniger notiz als gewöhnlich nahm und mich nur 1–2 mal verstohlen anblickte, so daß alle Anwesenden in unserer loge sich wunderten und mich fragten, was denn das sey, und endlich mehr als jemals heute früh, war mir wirklich lausig zu muthe. so schwach als meine leidenschaft, wenn man es so nennen kann, für das mädchen war, so war es doch eine Art von Beschäftigung, eine Ab- wechslung in dem farblosen einerley meines lebens, und dieses nach einem kurzen traum zu zerreißen, fällt mir härter als ich dachte, es ist der ennui welcher uns zu solchen geschichtchen treibt, und der ennui erwartet uns wieder, aber doppelt so peinigend, wenn wir sie aufgeben. eine reise allein kann diesen ennui heilen, und das soll versucht werden. [mailand] 13. märz das dénouement ist da, und so wie ich es dachte und voraus sah, und mir ist nun leichter zu muthe, sey es, weil ich mich nach und nach daran gewöhne, oder weil eine entschiedene sache immer besser ist als eine zweifelhafte. Also vorgestern wo ich die entscheidung erfahren sollte, traf ich weder Ade- laide noch ihre mutter zu hause, da sie eben in ihren heiraths-geschäften einen nothwendigen Gang machten; gestern aber erwarteten mich beyde, und da sagte mir denn Adelaide, was ich übrigens schon wußte, daß mit me- rante Alles in richtigkeit sey und er sein förmliches heirathsversprechen ausgestellt habe; hiernach ist denn zwischen uns Alles vorüber; ich machte das ding sehr schön, sagte ihr, wenn sie jemals meiner, zu was immer, be- dürfen sollte, möchte sie immer auf mich zählen, gab ihr eine menge gute Lehren, wünschte ihr Alles Mögliche Glück, und ging; sie wollte mir ein kleines Andenken, ein Beutelchen oder sowas, arbeiten, ich aber wollte ihre Haare haben; sie aber wollte mir diese nicht geben, und so endete unsere discussion hierüber; sie kam mir angegriffener vor, besonders Anfangs, als ich es erwartet hätte, und ich verließ sie mit der festen überzeugung, daß wenn sie der stimme ihres herzens statt der ihres verstandes gefolgt wäre, sie für mich entschieden hätte. und somit wäre denn dieser kurze versuch
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
I
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
744
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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