Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I
Page - 141 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 141 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I

Image of the Page - 141 -

Image of the Page - 141 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I

Text of the Page - 141 -

14127. März 1841 dann ging ich in die Peterskirche, stupend besonders durch die profu- sion von Marmor; mich frappirte plötzlich und ganz unvorbereitet die Ähn- lichkeit einer figur am mausoleum des Papstes Alexander 8. mit meiner kleinen Pirovano, ich schämte mich beinahe aber gestehe doch, daß es eine angenehme, beinahe wehmüthige Empfindung war; expellas furiae tamen usque remanet.1 später ging ich auf unsere Botschaft im palazzo venezia, und zwar zu litta, dem ich eine karte für graf lützow gab, der gerade nicht da war; er sagte mir, Rom sey jetzt sehr belebt, das diplomatische Corps gebe alle tage routs, soiréen, etc., machte mir mehrere Projeckte wegen Presentationen, etc. Morgen werden wir das Weitere auskochen; wie ge- wöhnlich reise ich auch dießmal, um mich zu amusiren und nicht um mich wie ein engländer aus lauter gewissenhaftigkeit und seheifer zu tode zu martern; ich werde daher ansehen, was ich ansehen kann, ohne mich zu gê- niren, und vorzüglich daran denken, mich diese Zeit über so viel als möglich zu amusiren; ohnehin wäre es eine Hundearbeit, in 2–3 Wochen Alles sehen zu wollen, besonders wo die charwoche dazwischen kommt, wo nebstdem auch noch alle Muséen etc geschlossen sind; leider sind ohnehin von jetzt an alle Bilder in den Kirchen bis Ostern verhängt; diese sehe ich also nicht, pazienza. litta erzählte mir, die neueste Post hätte als sehr wahrscheinlich die Ernennung Spaurs nach Mailand gebracht; mir wäre das einerseits sehr unangenehm, nähmlich weil er als chef sehr pedantisch, und ein besonde- rer Feind von Urlaubsertheilungen ist; übrigens wäre es für mich ein großes agrément. nachher stieg ich mit hülfe eines Planes wie ein verzweifelter herum und sah, freylich nur en passant, eine menge dinge, als: das Pantheon, fo- rum trajanum, capitol, Arcus septimii severi, forum romanum, welches mir mit seinen unzähligen majestätischen ruinen einen unbeschreiblichen eindruck machte, colosseum, wo mich die scheußale von leidensstationen unseres heilandes, die irgend eine dumme Bestie da hinein gesetzt hat, bei- nahe in Wuth brachten, so wie das hölzerne crucifix was mitten darin steht, das merkwürdigste specimen von pfäffischer strohdummheit, die päpstliche residenz monte cavallo, die fontana trevi, etc. die Zeit verging mir hiebey sehr schnell, aber ich kann mich nun beinahe nicht rühren vor müdigkeit. nach 6 uhr kam ich, gerade zur table d’hote, nach hause, und traf da ein Paar halbe Bekannte, 2 Puteani, der eine hofsecretair in Wien, und der An- dere der mann der schönen, aber wahrscheinlich jetzt nur mehr schön gewe- senen Puteani-Morzin; nach Tische las ich in einem Cafféhaus Zeitungen, 1 wohl Abwandlung des sprichworts: naturam expellas furca, tamen usque recurret (du magst die natur mit gewalt austreiben, sie wird doch stets zurückkehren) – hier: du magst die leidenschaft austreiben, sie bleibt doch stets zurück.
back to the  book „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I"
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
I
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
744
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“