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mein Raphael, daß du nicht in die Dienste eines Königs trittst; denn das weiß
ich zur Genüge: es gibt keinen, dem du nicht sehr willkommen wärest, da du
es mit diesem deinen Wissen und dieser deiner Kenntnis von Gegenden und
Menschen verstehst, ihn nicht bloß zu unterhalten, sondern auch durch
Beispiele zu belehren und ihm mit deinem Rat zu helfen. Auf diese Weise
könntest du für dich selbst ausgezeichnet sorgen und zugleich allen deinen
Angehörigen sehr nützen.«
»Was meine Angehörigen betrifft«, erwiderte Raphael, »so kümmern die
mich wenig; ihnen gegenüber habe ich nämlich, wie ich glaube, meine Pflicht
so ziemlich erfüllt. Denn was andere erst, wenn sie alt und krank sind,
abtreten, ja sogar auch dann nur ungern, wenn sie es nicht länger behalten
können, das habe ich unter meine Verwandten und Freunde verteilt, und zwar
zu einer Zeit, da ich nicht mehr bloß gesund und frisch war, sondern sogar
schon in jungen Tagen. Sie müßten also, meine ich, mit meiner Freigebigkeit
eigentlich zufrieden sein und dürften nicht außerdem noch verlangen und
erwarten, daß ich mich ihretwegen einem König als Knecht verdinge.«
»Halt!« sagte da Peter. »Ich meinte, du solltest nicht ein Knecht, sondern
ein Diener von Königen werden.«
»Das ist nur ein ganz kleiner Unterschied«, antwortete Raphael.
»Wie du die Sache auch nennen magst«, sagte da Peter, »ich bin jedenfalls
der Ansicht, daß das der Weg ist, nicht nur anderen in persönlichem und
öffentlichem Interesse zu nützen, sondern auch deine eigene Lage glücklicher
zu gestalten.«
»Glücklicher? auf einem Wege, vor dem mir graut?« fragte Raphael. »Jetzt
lebe ich, ganz wie es mir beliebt, und das ist, wie ich sicher vermute, bei den
wenigsten Fürstendienern der Fall. Es gibt ja auch genug Leute, die sich um
die Freundschaft der Mächtigen bemühen. Da sollte man es nicht für einen
großen Verlust halten, wenn diese auf mich und den einen oder den anderen
meinesgleichen verzichten müssen.«
»Es ist klar, mein Raphael«, erwiderte ich, »daß du weder nach Reichtum
noch nach Macht verlangst. Und fürwahr, einen Mann von dieser deiner
Gesinnung verehre und achte ich nicht weniger als irgendeinen der
Mächtigsten. Indessen wirst du, wie mir scheint, durchaus deiner selbst und
deiner edlen Gesinnung, ja eines wahren Philosophen würdig handeln, wenn
du es fertig brächtest, selbst unter Verzicht auf etwas persönliche
Bequemlichkeit, deine Begabung und deinen Eifer dem Wohle des
Gemeinwesens zu widmen. Das könntest du aber niemals mit so großem
Erfolge tun, als wenn du zum Rate eines großen Fürsten gehörtest und ihm
richtige und gute Ratschläge erteiltest, und das würdest du ja, wie ich sicher
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Utopia
- Title
- Utopia
- Author
- Thomas Morus
- Date
- 1516
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 106
- Keywords
- Utopie, Staat, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik