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Utopia
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Arbeit anstacheln sollte, würde man da nicht dauernd durch Mord und Aufruhr in Gefahr schweben, falls niemand auf Grund irgendeines Gesetzes das, was er erwirbt, als sein Eigentum schützen könnte? Zumal wenn die Autorität der Behörden und die Achtung vor ihnen geschwunden ist, wie könnte dann für beides Platz sein bei Menschen, zwischen denen keinerlei Unterschied besteht? Das kann ich mir nicht einmal vorstellen.« »Über diese deine Ansichten wundere ich mich gar nicht«, erwiderte Raphael; »denn von einem solchen Staate hast du entweder gar keine Anschauung oder nur eine falsche. Wärest du jedoch mit mir in Utopien gewesen und hättest du dort mit eigenen Augen die Sitten und Einrichtungen kennengelernt, wie ich es getan habe, der ich über fünf Jahre dort gelebt habe und gar nicht wieder hätte fortgehen mögen, außer um die Kenntnis von dieser neuen Welt zu verbreiten, so würdest du entschieden zugeben, du habest nirgends anderswo ein Volk mit einer guten Verfassung gesehen außer dort.« »Und doch«, sagte Peter Ägid, »wirst du mich in der Tat nur schwer davon überzeugen können, daß es in jener neuen Welt ein Volk mit besserer Verfassung gibt als in dieser uns bekannten. Haben wir doch hier ebenso kluge Köpfe, und die Staatswesen sind, meine ich, älter als dort; auch verdanken unsere Kulturgüter ihre Entstehung zum größten Teile langer Erfahrung, wobei ich nicht unerwähnt lassen will, daß bei uns manches durch Zufall entdeckt worden ist, was zu erdenken kein Scharfsinn ausgereicht hätte.« »Über das Alter der Staaten würdest du richtiger urteilen können«, erwiderte jener, »wenn du die Geschichtswerke über jene Welt genau gelesen hättest. Darf man ihnen glauben, so hat es dort früher Städte gegeben als bei uns Menschen. Alles aber, was bis heute der Scharfsinn erfunden oder der Zufall entdeckt hat, konnte hier wie dort vorhanden sein. Im übrigen ist es meine feste Überzeugung: Mögen wir jenen Leuten auch an Gaben des Geistes voraussein, an Eifer und Fleiß bleiben wir trotzdem weit hinter ihnen zurück. Wie nämlich aus ihren Chroniken hervorgeht, hatten sie vor unserer Landung dort niemals etwas von unserer Welt gehört – sie nennen uns Ultraäquinoktialen –, außer daß in alten Zeiten, vor nunmehr 1200 Jahren, in der Nähe der Insel Utopia ein vom Sturm dorthin verschlagenes Schiff durch Schiffbruch unterging. Dabei warfen die Wellen etliche Römer und Ägypter an den Strand, die dann nie wieder fortgingen. Und nun sieh, wie die Utopier in ihrem Fleiße diese in ihrer Art einzige Gelegenheit ausnutzten! Es gab im ganzen römischen Reiche keine irgendwie nützliche Kunstfertigkeit, die sie nicht von den gestrandeten Fremdlingen erlernt oder die sie nicht, im Besitze der Keime ihrer Kenntnis, weiter 38
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Utopia
Zur englischen Version
Title
Utopia
Author
Thomas Morus
Date
1516
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
106
Keywords
Utopie, Staat, Religion
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Vorrede 4
  2. Teil 1 8
    1. Rede des trefflichen Raphael Hythlodeus über den besten Zustand des Staates, veröffentlicht von dem erlauchten Thomas Morus, Bürger und Vicecomes der rühmlich bekannten britischen Haupstadt London. 9
  3. Teil 2 40
    1. Des Raphael Hythlodeus Rede über den besten Zustand des Staates 41
    2. Die Städte, namentlich Amaurotum 44
    3. Die Obrigkeiten 47
    4. Die Handwerke 48
    5. Der Verkehr der Utopier miteinander 53
    6. Die Reisen der Utopier 58
    7. Die Sklaven 76
    8. Das Kriegswese 84
    9. Die Religion der Utopier 92
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