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sich in der bei einem Mahle herrschenden Ungebundenheit offenbart. Die
Mittagsmahlzeiten sind ziemlich schlicht, die Abendmahlzeiten dagegen
reichlicher; denn auf jene folgt Arbeit, auf diese Schlaf und nächtliche Ruhe,
und diese hilft nach Ansicht der Utopier besser verdauen. Bei keinem
Abendessen fehlt es an Musik, und bei jedem Nachtisch gibt es allerlei
Leckereien. Auch verbrennt man Räucherwerk, verspritzt wohlriechendes
Salböl und bietet alles auf, um die Tischgenossen zu erheitern. Die Utopier
neigen nämlich viel zu sehr zu solcher Fröhlichkeit, um ein Vergnügen, das
keinen Schaden anrichtet, für verboten zu halten.
Derart also ist das gesellige Leben in der Stadt; auf dem Lande dagegen,
wo man weiter auseinander wohnt, ißt jeder für sich zu Hause. Dort fehlt es
nämlich keiner Familie an irgend etwas zum Leben; denn die Leute auf dem
Lande sind es ja, die alles das liefern, wovon die Städter leben.
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Utopia
- Title
- Utopia
- Author
- Thomas Morus
- Date
- 1516
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 106
- Keywords
- Utopie, Staat, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik