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Utopia
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einen Schmerz in deinen eigenen Knien heilen? Oder wird es das hitzige Fieber in deinem eigenen Kopfe lindern? In der Vorstellung eines solchen Scheinvergnügens schmeicheln sie sich und klatschen sie sich Beifall, weil sie zufällig von Vorfahren abstammen, von denen eine lange Reihe für reich gegolten hat – einen anderen Adel gibt es ja heutzutage nicht –, für reich besonders an Landgütern, und sie dünken sich nicht um ein Haar weniger vornehm, wenn ihnen auch ihre Vorfahren von ihrem Reichtum nichts hinterlassen oder wenn sie ihr Erbe selber verpraßt haben. Zu den Leuten dieser Art rechnen die Utopier auch die schon erwähnten Liebhaber von Gemmen und Edelsteinen, und sie kommen sich gewissermaßen wie Götter vor, wenn sie einmal einen ausnehmend wertvollen Stein erwerben, zumal wenn er von der zu ihrer Zeit und in ihrem Lande besonders geschätzten Art ist; denn nicht überall und nicht zu jeder Zeit behalten die gleichen Arten ihren Wert. Sie kaufen aber einen Edelstein nur ohne Goldfassung und Umhüllung, und auch dann nur, wenn der Verkäufer einen Eid und Bürgschaft dafür leistet, daß die Gemme und der Juwel echt sind; solche Angst haben sie, daß der Augenschein sie täuschen könnte. Warum aber sollte dir, der du den Edelstein nur betrachten willst, ein künstlicher weniger Vergnügen machen, den dein Auge von einem echten nicht zu unterscheiden vermag? Beide müßten eigentlich den gleichen Wert haben, für dich, bei Gott, genau so wie für einen Blinden. Was soll man ferner von denen sagen, die überflüssige Schätze aufbewahren, nicht um sich über die Verwendung des Haufens Geld, sondern nur über seinen Anblick zu freuen? Genießen sie etwa eine echte Freude, oder narrt sie nicht vielmehr nur ein Scheinvergnügen? Oder wie steht es mit denen, die den entgegengesetzten Fehler begehen und das Gold, das sie niemals verwenden, ja vielleicht auch niemals wieder zu Gesicht bekommen werden, vergraben und aus Angst vor seinem Verlust es wirklich verlieren? Denn verlierst du dein Gold nicht, wenn du es der Verwendung durch dich selbst und vielleicht durch die Menschen überhaupt entziehst und der Erde zurückgibst? Und doch bist du ausgelassen froh darüber, daß du deinen Schatz versteckt hast, als brauchtest du nun keine Sorge mehr zu haben. Sollte dir aber jemand den Schatz stehlen, ohne daß du etwas von diesem Diebstahl merkst, und solltest du zehn Jahre danach sterben, was macht es dir da in dem ganzen Zeitraum von zehn Jahren, um den du den Verlust deines Geldes überlebt hast, aus, ob es gestohlen oder noch vorhanden war? Sicherlich hast du in beiden Fällen den gleichen Nutzen davon gehabt. Zu diesen so unpassenden Freuden rechnen die Utopier auch die der Glücksspieler, deren unsinniges Gebaren ihnen nur vom Hörensagen, nicht aus Erfahrung bekannt ist, und außerdem die der Jäger und Vogelsteller. Denn 68
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Utopia
Zur englischen Version
Title
Utopia
Author
Thomas Morus
Date
1516
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
106
Keywords
Utopie, Staat, Religion
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Vorrede 4
  2. Teil 1 8
    1. Rede des trefflichen Raphael Hythlodeus über den besten Zustand des Staates, veröffentlicht von dem erlauchten Thomas Morus, Bürger und Vicecomes der rühmlich bekannten britischen Haupstadt London. 9
  3. Teil 2 40
    1. Des Raphael Hythlodeus Rede über den besten Zustand des Staates 41
    2. Die Städte, namentlich Amaurotum 44
    3. Die Obrigkeiten 47
    4. Die Handwerke 48
    5. Der Verkehr der Utopier miteinander 53
    6. Die Reisen der Utopier 58
    7. Die Sklaven 76
    8. Das Kriegswese 84
    9. Die Religion der Utopier 92
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