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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
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24 Langsam wurde der Krieg auch im Hinterland spürbar. Immer mehr Männer aus unserem Bekanntenkreis mussten einrücken, die Haushalte und die in einem gemeinsamen Haushalt lebenden Personen wur- den genau registriert, ebenso die Zahl und Größe der Zimmer einer Wohnung. Verantwortlich dafür war der Haushaltungsvorstand – in diesem Falle mein Vater. Unsere Wohnsituation war günstig: Da wir vier Zimmer mit Nebenräu- men, sogar mit einem Badezimmer, besaßen und im Krieg nur ein Zimmer pro erwachsener Person und ein halbes Zimmer pro Kind vorgesehen waren, wa- ren zwei Zimmer für eine eventuelle Zwangseinquartierung vorgesehen – die- se sollte später auch erfolgen. Bemerkenswert ist, dass wir bis lange nach Kriegsende keinen elektrischen Kühlschrank besaßen, sondern nur einen klei- nen Eisschrank, in dem man ein heruntergestochenes Stück eines Eisblocks einsetzen konnte, das langsam abtaute und somit das Kühlgut für einige Zeit konservierte. War dieser Eisblock abgetaut, musste ein neuer bei der Eisfabrik bestellt werden, der dann auch vom „Eismann“ zugestellt wurde. So ertappe ich mich noch öfters, dass ich in einem Freud’schen Versprecher die Bezeich- nungen Eisschrank und Kühlschrank für ein modernes Gerät durcheinander- bringe. In der Küche hatten wir nur einen Stromanschluss, nämlich den für das Bügeleisen, da wir sonst kein elektrisch betriebenes Küchengerät besaßen. Der Wasserverbrauch pro Kopf in Wien war während des Krieges und in der Nachkriegszeit relativ hoch, da zum Kühlen von festen und flüssigen Nah- rungsmitteln oft ein ständig schwach fließender Wasserstrom in einem Behäl- ter unter der Wasserleitung diente. In der kalten Jahreszeit waren die Kasten- fenster eine willkommene Einrichtung, da die Lebensmittel gekühlt wurden, jedoch nur selten einfroren. Die Lebensmittelkarten wurden für jeden Monat ausgegeben, zunächst noch eine Karte für jeweils ein bewirtschaftetes Lebensmittel (Reichsfleischkarte, Reichsbrotkarte – nur für Roggenbrot, denn Weißbrot war mir fast unbekannt – und dergleichen), später sollten alle Einzelkarten auf nur eine Karte schrump- fen, zuerst noch mit einer bestimmten Menge für einen Artikel, dann nur mehr mit Nummern, die für eine bestimmte Lebensmittelmenge aufgerufen wurde. Die Lebensmittelkarten, versehen mit Name und Adresse, gehörten zu den wichtigsten Dokumenten dieser Zeit. Ebenfalls zu dieser Zeit machte ich die erste Bekanntschaft mit dem Rechnen für den auf die Schwere der Arbeit abgestimmten Bedarf an Kalorien pro Tag und Person. Diese Berechnungen wurden im Laufe des Krieges immer bedeutender, da sie langsam aber sicher Der Krieg wird spürbar Einschub
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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Titel
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
Untertitel
Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Autor
Othmar Nestroy
Herausgeber
Technischen Universität Graz
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-741-0
Abmessungen
20.0 x 25.0 cm
Seiten
120
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einstimmung 8
  2. Einleitung 11
  3. Politische Propaganda 13
  4. Spiel und Sport 19
  5. Der Krieg wird spürbar 23
  6. Die großen Wendepunkte: Der Fall von Stalingrad und von Monte Cassino, die Landung in der Normandie und das Hitler-Attentat 29
  7. Privater und öffentlicher Verkehr 32
  8. Die ersten Bomben fallen auf die Innenstadt 41
  9. Der totale Krieg beginnt 47
  10. Die Front rückt näher 57
  11. Die Soldaten der Roten Armee erobern Wien 61
  12. Das Leben normalisiert sich und der Wiederaufbau beginnt 75
  13. Das lange Warten auf den Staatsvertrag 89
  14. Nachklang 93
  15. Persönliche Schicksale am Rande des Krieges 97
  16. Ausklang 115
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