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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
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25 schrumpften. Über lange Zeit nach dem Umbruch verzichteten die offiziellen Stellen auf solche Berechnungen. Da ich einen um dreieinhalb Jahre älteren Bruder hatte, gab es bei der Teilung von Essen und vor allem von „Restln“ öfters kleine Auseinandersetzungen. Der Spruch meines Vaters, ein Jurist, war (fast) salomonisch: „Der eine teilt, der andere wählt.“ Dies führte zu einer Millimeterarbeit bei der Teilung von Essbarem, denn machte man einen „Fehler“, hatte man das Nachsehen. Zunächst mussten die Männer zum Reichsarbeitsdienst (RAD) einrücken, dann wurden immer mehr junge Männer zur Musterung aufgefordert und zur Ausbil- dung in die Kasernen eingezogen. Wer der Einberufung nicht nachkam, bekam am nächsten Morgen, so gegen sechs Uhr früh, „Besuch“ von der Militärpolizei. Es waren dies zwei große und kräftige Männer, die um den Hals eine Eisenkette trugen, auf der vorne ein ovales Schild mit der Aufschrift „Militärpolizei“ befes- tigt war; deswegen wurden sie auch als Kettenhunde bezeichnet. Sie mach- ten kurzen Prozess und eskortieren den Stellungsunwilligen in den Bunker der zugeteilten Kaserne, wo er drei Tage bei Wasser und Brot Zeit hatte, über sein Verhalten nachzudenken. Meist wurde dann der vorgeschriebene Weg zur Stellung eingeschlagen. Mit Kriegsdienstverweigerern wurde anders verfahren. Parallel zum Reicharbeitsdienst war für junge Frauen ein Pflichtjahr eingeführt worden, das meist darin bestand, dass sie bei großen bäuerlichen Familien am Lande in allen Bereichen des landwirtschaftlichen Betriebes mitarbeiten mussten. Durch den Mangel an Rohstoffen wurden nicht nur Glocken und Denkmäler aus Metall entfernt, sondern auch goldene Eheringe gegen solche aus Eisen aus- getauscht und später für Waffen eingeschmolzen. Auch alle häuslichen Ab- fälle wurden sortiert und eingesammelt – jeder war hier einbezogen. Speziell die Schulkinder mussten jeweils am Nachmittag im eigenen und benachbar- ten Wohnhaus – jeder hatte den ihm zugeteilten Sprengel – bei allen Parteien Reststoffe einsammeln und diese dann am folgenden Tag zur Schule bringen. So ging jeder mit seinem Sackerl und Schultasche in die Schule, am Montag zusätzlich mit einem Sackerl mit den Knochen vom sonntäglichen Essen – so- weit es (noch) Fleisch gab. Einschub
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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Titel
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
Untertitel
Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Autor
Othmar Nestroy
Herausgeber
Technischen Universität Graz
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-741-0
Abmessungen
20.0 x 25.0 cm
Seiten
120
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einstimmung 8
  2. Einleitung 11
  3. Politische Propaganda 13
  4. Spiel und Sport 19
  5. Der Krieg wird spürbar 23
  6. Die großen Wendepunkte: Der Fall von Stalingrad und von Monte Cassino, die Landung in der Normandie und das Hitler-Attentat 29
  7. Privater und öffentlicher Verkehr 32
  8. Die ersten Bomben fallen auf die Innenstadt 41
  9. Der totale Krieg beginnt 47
  10. Die Front rückt näher 57
  11. Die Soldaten der Roten Armee erobern Wien 61
  12. Das Leben normalisiert sich und der Wiederaufbau beginnt 75
  13. Das lange Warten auf den Staatsvertrag 89
  14. Nachklang 93
  15. Persönliche Schicksale am Rande des Krieges 97
  16. Ausklang 115
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