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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
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69 Wir sind – ich weiß nicht, auf welche Weise – mit Rucksäcken hingefahren und durften auf den abgeernteten Getreidefeldern die stehengebliebenen Ähren abschneiden und die auf den Boden liegenden einsammeln. Wir machten dies mit normalen Scheren und konnten die Rucksäcke mit dem köstlichen Gut vollstopfen. Daheim baute mein Vater, der sehr geschickte Hände besaß, eine kleine Windmühle aus Pappendeckeln, durch die in der Küche Spreu vom Wei- zen getrennt werden konnte. Die Körner haben wir dann in der Mohnmühle ge- rieben, das Vollkornmehl mit Wasser vermischt und den Teig dann im Rohr ge- backen. Es sah nicht allzu schön aus, aber es füllte einigermaßen den Magen. Bald nach Kriegsende wurden über den „Mundfunk“ Hamsterfahrten organi- siert. Diese waren jedoch mit beachtlichen physischen Belastungen verbun- den. Die Abfahrt einer solchen Hamsterfahrt erfolgte frühmorgens bei einer Spedition in der Nähe des Wiener Westbahnhofs – wir mussten (natürlich) zu Fuß von der Schleifmühlgasse dorthin gehen. Der Lkw war notdürftig für den Personentransport adaptiert: Im Laderaum wurden, wie bei den Heeresfahr- zeugen, in der Längsrichtung Holzbänke fixiert und nur eine einfache Plane diente als Schutz gegen Kälte, Wind und Regen. In diesem Ambiente ging die Fahrt über die nur zum Teil asphaltierte und holprige B 1 von Wien in Richtung Pöchlarn, wo es eine kurze Erholungspause zum Vertreten der Füße gab. Dann ging es weiter in Richtung Pregarten. Da die Grenze zwischen Nieder- und Oberösterreich im Bereich von Enns und Mauthausen über einer längere Strecke in der Strommitte de Donau verläuft, und dieser Teil Oberösterreichs zur russischen Besatzungszone gehörte, war ein Grenzübergang an der (le- gendären) Ennsbrücke in die amerikanische Besatzungszone mit Risiken und großem Zeitaufwand verbunden. So erfolgte die Donauquerung bei Ennsdorf auf niederösterreichischem Gebiet. Für diese Querung stand jedoch nur eine Eisenbahnbrücke zur Verfügung, auf der in aller Eile nach Kriegsende mittels Holzbohlen auf beiden Seiten und zwischen den Geleisen ein gleiches Niveau geschaffen worden war, das auch von Pkws und Lkws befahren werden konn- te. Während einer solchen Donauquerung kam uns einmal ein Zug entgegen. Da man langsam und auf Sicht fuhr, legte der Lenker des Lkws routiniert den Retourgang ein und stieß vorsichtig zurück, bis er das Ende der Brücke erreicht hatte und durch einen Schwenk für den Zug die Geleise freigeben konnte – man hat sich kaum darüber aufgeregt. Von Pregarten ging dann auf klapprigen und hart gefederten Fahrzeugen auf staubigen Straßen die Fahrt zu den bekannten Bauern weiter. Einschub
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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Titel
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
Untertitel
Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Autor
Othmar Nestroy
Herausgeber
Technischen Universität Graz
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-741-0
Abmessungen
20.0 x 25.0 cm
Seiten
120
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einstimmung 8
  2. Einleitung 11
  3. Politische Propaganda 13
  4. Spiel und Sport 19
  5. Der Krieg wird spürbar 23
  6. Die großen Wendepunkte: Der Fall von Stalingrad und von Monte Cassino, die Landung in der Normandie und das Hitler-Attentat 29
  7. Privater und öffentlicher Verkehr 32
  8. Die ersten Bomben fallen auf die Innenstadt 41
  9. Der totale Krieg beginnt 47
  10. Die Front rückt näher 57
  11. Die Soldaten der Roten Armee erobern Wien 61
  12. Das Leben normalisiert sich und der Wiederaufbau beginnt 75
  13. Das lange Warten auf den Staatsvertrag 89
  14. Nachklang 93
  15. Persönliche Schicksale am Rande des Krieges 97
  16. Ausklang 115
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