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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
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86 der Übergang zu den anderen Sektoren in der Stadt problemlos. Der erste Be- zirk hatte einen Sonderstatus, da hier das Rotationsprinzip zur Anwendung kam, was hieß, dass jeden Monat eine andere Besatzungsmacht den Vorsitz im Alliierten Rat hatte und auch der Fahrer der „Vier im Jeep“ monatlich wech- selte. Für uns Buben war natürlich immer der erste Blick auf den Fahrer, der am Steuer saß, um zu wissen, welche Besatzungsmacht jetzt den Vorsitz hat – aber auch um die Qualität des Fahrers zu taxieren. Diese „Vier im Jeep“ wurden zur Legende. An der vorderen Stoßstange hatten diese Fahrzeuge eine senk- rechte, etwa 1,50 m lange Stange mit einem Widerhaken montiert. Dies war eine wichtige Schutzmaßnahme, um die eventuell in Kopfhöhe quer über die Straße gespannten Drähte bei Passieren zu zerreißen. Unser technisches Inte- resse erweckten natürlich die zahlreichen amerikanischen Fahrzeuge und so erkannten wir schon aus Entfernung am Geräusch, ob es sich um einen Jeep, einen Dodge-, Chevrolet- oder GMC-Mannschaftswagen, alle benzinbetrieben und sehr „durstig“, handelte. Den geringen Verkehr regelten an einigen Kreuzungen, so auch an der Opern- kreuzung, Soldatinnen der Roten Armee in voller Uniform. Mit dem Schwenken zweier Fahnen gaben sie dem ankommenden Fahrzeug den Weg über die Kreu- zung frei. Da die Fahrzeuge meist nicht über Winker11 verfügten, wurde die ge- wünschte Fahrtrichtung durch ein- oder mehrmaliges kurzes Hupen angezeigt. Bald nach der Besetzung wurde hinter dem Hochstrahlbrunnen auf dem Schwarzenbergplatz eine Baustelle eingerichtet und mit dem Bau des Hel- dendenkmals des Roten Armee, im Volksmund „Russendenkmal“, begonnen. Es ist dies ein Monument zum Gedenken an den Blutzoll, den unbekannte rus- sische Soldaten für die Befreiung Österreichs geleistet haben. Im Zuge der letzten Renovierung des Denkmals wurde der davor aufgestellte Panzer ent- fernt. Ich bedaure dies, denn er war eine Erinnerung wie auch Warnung an die lebende Generation. Üblicherweise wurden immer nach einem Umbruch Straßen und Plätze umbe- nannt. So auch in Wien. Ich besitze noch einen Stadtplan, auf dem die von den Nationalsozialisten eingeführten Bezeichnungen schwarz überdruckt und die vorherigen Namen eingetragen sind. Darüber hinaus wurden auch nach dem Krieg Umbenennungen von den Besatzungsmächten durchgeführt, viele Stra- ßen und Plätze wechselten so mehrfach ihre Namen, etwa die Laxenburger Straße, die in der Zeit der russichen Besatzung Tolbuchinstraße hieß, oder der Schwarzenbergplatz, der kurzzeitig in Stalinplatz umbenannt worden war, 11 Die Vorstufe des heutigen Blinkers war ein metallener Richtungsanzeiger, der elektrisch betrieben wurde.
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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Titel
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
Untertitel
Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Autor
Othmar Nestroy
Herausgeber
Technischen Universität Graz
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-741-0
Abmessungen
20.0 x 25.0 cm
Seiten
120
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einstimmung 8
  2. Einleitung 11
  3. Politische Propaganda 13
  4. Spiel und Sport 19
  5. Der Krieg wird spürbar 23
  6. Die großen Wendepunkte: Der Fall von Stalingrad und von Monte Cassino, die Landung in der Normandie und das Hitler-Attentat 29
  7. Privater und öffentlicher Verkehr 32
  8. Die ersten Bomben fallen auf die Innenstadt 41
  9. Der totale Krieg beginnt 47
  10. Die Front rückt näher 57
  11. Die Soldaten der Roten Armee erobern Wien 61
  12. Das Leben normalisiert sich und der Wiederaufbau beginnt 75
  13. Das lange Warten auf den Staatsvertrag 89
  14. Nachklang 93
  15. Persönliche Schicksale am Rande des Krieges 97
  16. Ausklang 115
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