Seite - 118 - in Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
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118 Eines Tages kam nach dem Abendessen bei einem kollegialen Gespräch zwi-
schen zwei Kollegen – der eine war Deutscher, der andere ein Russe – die Spra-
che auf den Zweiten Weltkrieg (Großen Vaterländischen Krieg), speziell auf die
Ereignisse an der Ostfront. Beide Kollegen haben als Soldaten in der jeweiligen
Armee gedient und wussten, wovon sie sprachen. Im Lauf des Gesprächs, das
ich am selben Tisch sitzend mitverfolgen konnte, kamen aus der Erinnerung
immer mehr Details über Krieg, Front, Frontverlauf und Gelände zur Sprache.
Am nächsten Tag ergab es sich rein zufällig, dass die beiden Kollegen wieder-
um am selben Tisch saßen und zwanglos ihr gestriges Gespräch fortsetzten.
Es ging, so konnte ich als stiller Zuhörer feststellen, weiter ins Detail, so Zeit-
punkt und Positionen im Gelände sowie auch örtliche Spähtrupptätigkeiten.
Beide wussten darüber etwas zu berichten, bis dann die Stimmen leiser wur-
den und die Worte in stakkato geflüstert wurden: Beide erkannten, dass sie im
selben Frontabschnitt kämpften und gegenseitig auf sich schossen.
Nach einer Pause drückten sie sich mit feuchten Augen die Hände.
Es war für uns alle ergreifend.
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
- Titel
- Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
- Untertitel
- Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
- Autor
- Othmar Nestroy
- Herausgeber
- Technischen Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-741-0
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 120
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einstimmung 8
- Einleitung 11
- Politische Propaganda 13
- Spiel und Sport 19
- Der Krieg wird spürbar 23
- Die großen Wendepunkte: Der Fall von Stalingrad und von Monte Cassino, die Landung in der Normandie und das Hitler-Attentat 29
- Privater und öffentlicher Verkehr 32
- Die ersten Bomben fallen auf die Innenstadt 41
- Der totale Krieg beginnt 47
- Die Front rückt näher 57
- Die Soldaten der Roten Armee erobern Wien 61
- Das Leben normalisiert sich und der Wiederaufbau beginnt 75
- Das lange Warten auf den Staatsvertrag 89
- Nachklang 93
- Persönliche Schicksale am Rande des Krieges 97
- Ausklang 115