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Die Jüdin von Toledo. 411
Ilanl, cnie Sturmhaube a„i den, Kopfe und eine» Vrus!-
Isaak.
Ich bin's, der Vater der un^cratnen s!indcr,
In h,nn,sch, ja! Droht den,! der Mörder nicht?
Schicht sich der Leib von selber vor dem Dolch?
Ei» nuversehncr Schlag zerschellt den «opf.
Auch birgt der Harnisch >»ir die Wechselbriese,
Die Tasche» tragen das ersparte Gold;
Nas grab' ich ein und schi'che Leib und Seele
Vor ^ll,nut nnd vor Tod, Und lacht ihr mein,
So geb' ich euch den Flnch des Patrinrche,,,
Der Isaak hieß, wie ich; ihn, mit der Stimme
Des srunnnen Jakob und mit Esaus Händen,
'.'inr niit verkehrten! Recht der Erstgeburt, Ich sorg' um mich, Was lümmcrt ihr mich
länger!
Nnhcl.
Welch Geräusch?
<3stl,cr.
M^au zieht die Vriiclcn auf.
Schulz und Gefängnis ist nus inin dieö Schluß.
Nal,cl.
Ein Zeichen, daß der König ans den Toren,
Ich fürchte: Nein! Nas Äußerste befürcht' ich.
lAn Estheii Villst sinkend,)
Und hab' ihn, Schwester, wahrhaft doch geliebt.
ang iällt.
Viovtcr Aufzug.
Daneben >„ gleicher Reihe nach Ii„!s lllittenb mehrere Etühle,
Maxliquez
So sind wir denn in Traner hier versammelt,
?,'»r wenige, sofern die tnrze Frist,
Vcrbnnden mit der Nähe seines Sitzes,
Tie Kläglichkeit zur Ankunft jedem bot.
Doch jetzt schon heißt für tioll nns zu erachten
Nie dringende, die allgemeine Not,
?ic leine,! Aufschub gönnt. Vor allein fehlt
In d f^scn hohem Nccht nicht unr der Vorsitz,
Selbst die Verusnug steht zu solchem Rat,
So daß halb rechtlos schon wir ini Beginn,
^,n wdcn unsrer Kün'gin Majestät.
So schwer sie trifft der Inhalt der Vcsprechnng,
Zu nehme» ihren Sitz dort unter uus;
Taß nicht ans eigner Willkür wir versammelt.
Tcr Gegcustaud nnn unsers hent'gcn 3>a!s
Ist, hoff' und fürcht' ich, allen schon belannt.
Nicht hoch an Stand und Rang nnd Würde uur,
Nein, auch au Gaben, so daß, schauu wir rück-
In unsrer Vorzeit aufgeschlagues Buch,
Nur daß die Kraft, der Hebel alles Guten,
hat fie einmal Uoni Nege sich uerirrt,
?>.'n fehler anch mit gleicher Stärke will —
Es hat der «önig sich uom Hof entfernt,
Verlockt von eine^ Leibes üpp'gem Sinn,
^>as uns zn richten keineswegs geziemt, —
— Tie Äönigin! — Maiirinurz.
Erlaubt Ihr, hohe I l "u?
Königin <!eilc),
Fahrt fort!
Mciiilinucz.
Ich wicderliule deuu niein Früh'rcs:
„Was uns zu richten keineswegs geziemt,"
Doch rüstet sich der Manre an den Grenzen
Und droht mit Krieg dem schweruediängteu
Land;
Da ist des Königs Nccht zugleich uud Pflicht,
Mit selbst berufnen, und geworbnem Heer
Entgegen sich zn stemmen der Gefahr,
Ich weiß. Wär' es auch nur, dieweil er zürnt
Ob unserer Versammlung Eigenmacht,
Doch bleibt der Grnnd, der ihn uou uns entfernt.
Und wir sind eben, nach wie uor, verwaist,
Beliebt?
Da muß »or allem denn die Dirne fort.
Da liegt denn nianch ein Vorschlag etwa uor.
Die einen wollen sie mit Gold erkaufen.
Doch Gold hat auch der König, und ob fern,
Die Macht weiß wohl zu finden, was fie sucht.
Eiu dritter VorfcMag —
L'dle Frau, mit Guust.
Ihr seid zu mild für unser hart Geschäft,
hat unsern Herrn vielleicht znmeist cutserut.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515