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Iwcitcr
Erster Auftritt.
Heinrich (.,nei„),
Schlas, Schlaf! — Englands Krone um eine
Ctnnde Schlaf! — Toch wo bin ich, was tu'
ich! — Ich habe geschlafen! — Nein, mch! ge
schliii!'!! — geträumt habe ich, schrecklich, fürchter-
lich I,»l>e ich geträumt! Roberts Leiche lag vor
mir, seine Brnst durchbohrt durch hundert bun-
den! — ha, es lehrt zurück! — Ta steigt's empor
ans dem dnnllen Zchoße der .Hölle! Wie's mich
«»grinst, wies die blut'gen Lacken schüttelt. Ich
wäre dein Mörder? — Tu lügst, Phantom, du
lugst, ,ch Iial'e dich nicht gemordet! — ha, noch
einer! Wer bist du, scheußliches Nachtgcspenst! —
Weg mit dir, ich tenne dich nicht, du bist nicht
D,>r ^nsäll l,at dich getötet, nicht ich! — Weicht,
weicht, kehrt zurück iu euer Geburtsland, kehrt zur
Hölle zurück! — Heinrich will schlafen! Englands
König will fchlafen! Wie? T>cr ärmste Bettler
1,1 meinem Reiche schlummert ruhig am Abend,
und sein Monarch kaun nicht schlafen? — Oh,
das ist traurig — sehr traurig! — (Legt die H,n,!>
a„l die Vi„s!,) Ta pocht's, da stürmt's, da tobt's
immer schläft! — lind da,,»? — Nichts da, weg
mit dc» Träumen, weg mit euch, ihr sollt Eng»
Ich will start sein und fest! Soll mich das An-
denken einer Tat erschrecken, deren Pollführnug
mich nicht zurückschreckte? — Sei ein Mau»,
genug! — Tau» will ich beten! — Rene tilgt
können? Ich will »löster bauen und Kirchen,
und sromme Mönche sollen alle Tage zu Gott
flehen, daß er Ruhe schenke meiner Seele und
doch eher nicht! Bei dem Allmächtigen, ein Opser
mnß noch falle», sonst bin ich's nicht! — Ich will
sei» Weib reich beschenken u»d sie ziehe» lassen,
wohin sie mit ihrem Sohne! — Noch halt, nein,
den 3c'h» darf ich nicht »on mir lassen! Er inns;!
— (Er licht lich !„ichtla„, „,!,.) Wer zieht mich da
am Mantel? Es ist nichts, es ist nichts, (Er <u„,ct
schwer »i,s,i Werde» denn die Gedanken sich nie
dach so arm, so mächtig uud doch so schwach! —
?^cl, icl> schwärme, die Einsamkeit gebiert duulle
Bilder iu meiner Seele, — Ich will nicht allein
sein — ich will Menschen sehn, Menschen! .heda Zweiter Auftritt,
Lach.
Was befiehlt mein König?
Heinrich,
Ach, bist du es, Walter? — Nede!
Lacl,,
Gnädigster ,verr! —
Hrinlich,
Sprich — wovon du willst! — Ich will rede»
hören! — Was gibt's Neues?
Lach.
Ich weiß nur eine einzige Sache, die heute
für meines Königs «cele wichtig sein kann, und
diese hat aufgehört Neuigkeit zu sein! — Euer
Heinrich,
Ich weiß, der herzog oou der Normandic!
Lacy.
Nubert, Euer Bruder, mein König!
Heinrich,
ha, ha, ha, ist das nicht all' eins?
Lacy.
Gott behüte memen König oor dieser Vcr»
wechsluug!
Heinrich.
Wieso?
Lach.
Tcr Brr,der spricht anders als der König!
Heinrich,
Und wie, weuu nu» der König den Bruder
schweigen hieße? Was dann, Lacy, was dann?
Lact,.
Heinrich,
Tu sprichst sehr warm für den h.'rz^g!
Lacy.
Heinrich.
Von etwas andrem!
Lact,.
Walter, des Herzogs L.'ibknappe, kam hcnle
bei Nacht im Lager an. Er wollte seinen Herrn
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515