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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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552 Jansenismus Werke : Augustinus seu doctrina S Augustini de Humanae nature sanc- titate, aegritudine, medicina adversus Pelagianos et Massilienses, v. 1 – 3 Lovanii 1640. Lit.: BBKL. Katja Sturm-Schnabl Jansenismus. Der J. war eine katholische Reform- bewegung im 17.  Jh., aufbauend auf dem Buch über Augustinus von Cornelius →  Jansen. Die histori- sche Legitimation ist die frühchristliche Kirche und die Gnadenlehre des hl. Augustinus. Es kommt zur Wiederbelebung der Patristik und damit zum Interesse an der Kirchengeschichte. Nur die Schriften der Kir- chenväter und die ersten Konzilien wurden als echte Quelle der christlichen Lehre anerkannt. Die Urkirche wird zum verpflichtenden Vorbild. Es geht um die Rückkehr zur ursprünglichen apos- tolischen Kirche und die Überwindung der Missstände in der amtierenden katholischen Kirche, deren Vertre- ter, die →  Jesuiten, konsequente Verfechter des streng hierarchisch gegliederten römischen Zentralismus als Ausdruck der Herrschaft von Kirche und Staat wurden, die den klerikalen Pomp und ein Übermaß an Marien- und Heiligenkulten mit dem Papst an der Spitze der kirchlichen Hierarchie förderten. Diesen lehnten die Jansenisten ab. Sie anerkannten den Papst lediglich als primus inter pares. Während die Jesuiten die theologische These vertreten, dass Heil und Verdammnis des Men- schen vom freien Willen abhängt, dass er allerdings zur Erlangung der Gnade Gottes die Hilfe der Kirche benö- tige, berufen sich die Jansenisten auf die augustinische Gnaden- und Prädestinationslehre, wonach Heil und Verdammnis des Menschen allein von der Allmacht und Gnade Gottes abhängen. Nach jesuitischer Ansicht gibt es keine Vorbestimmung/Prädestination, sondern Gott sieht den menschlichen Willensentscheid lediglich vor- aus, während aus jansenistischer Sicht der menschliche Willensentscheid vorbestimmt ist. Nach jansenistischer Ansicht kann der Mensch nur durch eine sittenstrenge Lebensführung auf Gottes Gnade hoffen. Das Lesen der Bibeltexte wird für alle verpflichtend : Dies förderte neue Bibelübersetzungen und das Studium des Griechischen, wodurch auch literarische und philosophische Themen aus der Antike Eingang in die europäische Geisteswelt fanden (Jean Racine). Es kam zu einer großen Pro- duktion von jansenistischen religiösen Schriften in der Volkssprache ; die Bücher von Port Royal, dem geistigen Zentrum der Jansenisten, waren allgemein verständ- lich und von sprachlich hohem Rang. Zudem wurden in Port Royal vorzügliche Erziehungsmethoden einge- führt, die ohne Zwang arbeiteten und die jesuitischen Belohnungs- und Bestrafungsmethoden ablehnten. In der jansenistischen Gemeinschaft wurden auch Frauen mit hochrangigen Aufgaben betraut, so die Schwester von Jean Blaise Pascal, Jacqueline Pascal, und Ange- lique Arnauld (1591–1661), die Äbtissin des Klosters Port Royal. In den J. flossen verschiedene theologische Reformideen ein, die ihn schließlich zu einer rigoros as- ketischen und moralischen Richtung machten, bei der Buße, Sühne, ein streng asketisches, arbeitsames Le- ben und eine antidogmatische und antikuriale Kirche das Grundgerüst bildeten. So wollte Eduard Richer (Libellus ecclesiasticus et politica potestate 1612) kirchen- rechtlich dem niederen Klerus und den Gläubigen mehr Bedeutung verschaffen. Zu den wesentlichen Trägern des J., die den jansenistischen Kanon schufen, gehörten Pasquier Quesnel (1634–1719), Antoine Arnauld (1612–1694), Francois Philippe Mesenguy (1677– 1763), Claude Fleury (1640–1723), Jean Racine (1639–1699) und Jean Blaise Pascal (1623–1662). Da die Polemiken und Prozesse zwischen Jansenisten und Jesuiten immer heftiger wurden und zu keinem Resultat führten, bereitete Ludwig XIV. aus Besorgnis um die Einheit des Staates dem ein Ende, indem er vom Papst eine endgültige Bereinigung der Religionsstreitigkeiten einforderte, was Papst Clemens XI. durch die Bullen Vineam Domini (16. Juli 1705) und Unigenitus (8. Sep- tember 1713) schließlich bewirkte. Der König ließ das Kloster Port Royal schleifen und die Jansenisten gingen zumeist nach Belgien und in die Niederlande ins Exil, wo sie weiter wirkten. Den J. integrierte auch die katho- lische Reformkirche in Rom, wo die späteren österrei- chischen Bischöfe studierten. Der J. aber sollte in seiner abgewandelten Form als →  Spätjansenismus und →  Jo- sephinismus im 18.  Jh. in der Habsburgermonarchie für die Entwicklung der slowenischen Sprache von spezi- fischer Relevanz werden : Karl Joh. →  Herberstein, Matevž →  Ravnikar, Jurij →  Japelj und andere. Im Jahre 1913 wurde eine Société des Amis de Port Royal (Ge- sellschaft der Freunde von Port Royal) gegründet, die jährlich wissenschaftliche Symposien zu verschiedenen Themen, die den Jansenismus betreffen, abhält. Werke : A. Arnauld : De la fréquente communion ou les sentiments des Pères, des papes et des Conciles touchant l’usage des sacraments des péni- tence, d’Eucharistie sont fidelment exposez (sic !). Paris. A. Vitré 1643 ; A. Arnauld, C. Lancelot : Grammaire générale et raisonnée de Port Royal. Neuauflage Genf 1993 Lit.: Catholic Encyclopedia 1913 ; R. Clausjürgens : Erkenntnis und
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
2 : J – Pl
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
502
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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