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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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556 Jarnik, Urban Urban Jarnik, Moosburg/ Možberk, Pfarrkirche deutsch-slowenischer Zusammenarbeit in Kärnten/ Koroška. Die Basis stellte ein Landesbewusstsein dar, das sich durch einen übernationalen frühromantischen Kosmopolitismus auszeichnete und die slawische Ver- gangenheit in das Konstrukt einer gemeinsamen Lan- desgeschichte einbeziehen wollte. Mit dem Redakteur Johann Gottfried Kumpf und dem zugewanderten Steirer Johann Georg Fellinger verband ihn eine innige Freundschaft, die sich auch in gegenseitigen Übersetzungen niederschlug. In der Carinthia fand J. die erste Publikationsmöglichkeit für seine Gedichte (Na Slovence, Arfe, Damon Meliti, Zvezdišče/Zvezdje, Kres, Danica, Jesen, Življenja iskre, Pustna). Im ersten veröffentlichten Gedicht Na Slovence (Carinthia 1811, Nr. 3) verknüpfte J. zwei Diskursstränge, die sowohl für das geistige Klima in Kärnten/Koroška als auch für J.s persönliche Entwicklung bestimmend waren : den Diskurs der Toleranz und der gegenseitigen Förderung der deutschen und der slowenischen Literatur einer- seits mit dem Beginn des nationalen Diskurses, der unter Vorwegnahme der Kollárschen slawischen Wechselseitigkeit auf das Konstrukt einer berühmten slawischen Vergangenheit als Identifikationsfolie ab- zielte, andererseits. Den ersten Diskursstrang verfolgte J. in seinen ethnografischen Studien zu den Gailtalern in Kärnten/Koroška (1813 a, c, d), mit denen er ge- gen die Stereotypen und Fehlurteile Balthasar Hac- quets polemisierte, den zweiten durch seine Veröf- fentlichung des Herderschen Slavenkapitels in der Carinthia (1812) und mehrere Artikel zur Ethnografie, Sprachgeschichte und Geschichte der Slowenen (1813 b, 1813 e, 1820). Nach einer Phase der stürmischen Entwicklung zu einer in ihrem Duktus bereits hochromantischen phi- losophischen Lyrik – wie etwa in Zvezdišče, das in Fel- lingers Übersetzung Sternenwelten von Franz Schu- bert vertont wurde, und Življenja iskre [Lebensfunken] (Carinthia 1813) – findet nach 1814 eine Verlagerung von der poetisch inventiven auf eine ästhetisch rezep- tive Ebene statt. Ein spätaufklärerisch-rationaler Zu- gang ist charakteristisch für die Textauswahl im ersten Jugendbuch der slowenischen Literaturgeschichte Zber lepih ukov (1814), das auch Übersetzungen aus anderen slawischen Sprachen enthielt. Durch sein Gebrauchs- schrifttum, insbesondere durch die Übersetzung der Geigerschen Obstbaumzucht (1814) und einiger Gebet- bücher, sollten neue Leserschichten gewonnen, durch die Neuauflage der Grammatik von Oswald →  Guts- mann (1829) ein funktionaler Übergang von einer dialektalen und regionalen Sprachbasis zu einer leicht regional gefärbten slowenischen Schriftsprache gefun- den werden. Die Diskursstränge, die J. in der ersten Zeit der Ca- rinthia noch vereinigen konnte, begannen mit seiner Interpretation der Inschrift auf dem Herzogstuhl (1818 a) und der Zukunftsvision der Vier Hauptnationen Eu- ropas (1818 b) auseinanderzubrechen. Der endgültige Bruch wurde durch seine Andeutungen zu Kärntens Ger- manisierung (1826), mit denen er die historische und soziale Erklärung der Assimilationsprozesse lieferte, unvermeidlich. J. richtete nunmehr seine Netzwerke in erster Linie auf den slowenischen und slawischen Raum aus. Im slawischen Raum waren es Pavel Josef →  Šafařík, Izmail Izmailović →  Sreznevskij und Stanko →  Vraz, im slowenischen Raum vor allem Anton M. →  Slomšek und Matija →  Majar Ziljski, episodenhaft auch France →  Prešeren. 1824 verfasste J. seinen letzten vollständigen lite- rarischen Text, das historische Epos Ostrovica nepre- magana [Unbesiegtes Hochosterwitz] und schickte es über Slomšeks Vermittlung an den Kreis um die ge- plante Zeitschrift Slavinja. Dass er sich dabei aus Be- geisterung für Kopitars Lieblingsidee, der Schaffung eines nach phonologischen Prinzipien aufgebauten Alphabets, im Abc-Streit auf die falsche Seite, näm- lich jene Franz →  Metelkos schlug (→  Schrift), in dessen Nachlass das Epos bis Ende des 20.  Jh.s un- entdeckt blieb, ließ jedoch diesen Text, der dazu an- getan war, eine Lücke im obligatorischen nationalen Gattungssystem zu schließen, zu einer literarischen Episode werden. J.s sprachwissenschaftliches Interesse ist bereits in seiner Korrespondenz mit Valentin →  Vodnik, Pri- mitz und Kopitar manifest. Unter Kopitars An- leitung erwarb er solide Kenntnisse der slawischen Philologie, allen voran der historisch-vergleichenden Methode Josef →  Dobrovskýs. In seiner Kleinen Sammlung (1822) fügte er seine sprachhistorische Be- funde in den nationalen Emanzipationsdiskurs ein. Sein nach Dobrovskýs Vorbild gestaltetes Etymolo- gikon (1832) wurde zu einer wichtigen Quelle lexikali- scher Innovationen in der slowenischen Schriftsprache. Die Normierungsvorschläge zur Morphologie, die er in seinem »Dopis iz Koruške« (1837) für eine »illyrische« Schriftsprache unterbreitete, fanden im Normierungs- prozess der slowenischen Schriftsprache in den sog. »neuen Formen« ihren Niederschlag. Mit seinem Obraz slovenskoga narẻčja u Koruškoj (1842) lieferte J. schließ-
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
2 : J – Pl
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
502
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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