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Jugoslovenski Korotan
pflichten musste. Die Umsetzung dieser Verpflichtun-
gen wurde in den Folgejahren zum Zankapfel, der die
Beziehungen zwischen den Ländern trotz gemeinsamer
Interessen auf dem Gebiet der Aufrechterhaltung des
politischen Gleichgewichts in Europa schwächte.
Selbst wenn Tito die Grenzen von J. öffnete und
seinen Bewohnern entschieden mehr Freiheiten gab als
sonst im sozialistischen Lager üblich, blieb J. dennoch
in einer Ideologie verhaftet, die zur Marktwirtschaft
und zur politischen Pluralität im Widerspruch stand.
Die Krise, die sich schon lange ankündigte, trat nach
Titos Tod im Mai 1980 mit großer Heftigkeit zutage.
Das folgende Jahrzehnt erlebte den Ausbruch der wirt-
schaftlichen, sozialen, nationalen und zivilisatorischen
Kontraste zwischen den Republiken der Föderation, die
sich mit ihrem Zerfall im Juni 1991 auflösten.
Lit.: EJ, ES. – D. Lončarevič : Jugoslawiens Entstehung. Zürich
[e. a.] 1929 ; Istorija Jugoslavii, Ed. Akademija nauki SSSR, 2. Bde.
Moskva 1963 ; F. J. Bister : »Majestät, es ist zu spät …« Anton Korošec
und die slovenische Politik im Wiener Reichsrat bis 1918. Wien [e. a.]
1995 ; J. Pirjevec : Jugoslavija 1918–1992 : Nastanek, razvoj in razpad
Karadjordjevićeve in Titove Jugoslavije. Koper 1995 ; A. Suppan : Jugo-
slawien und Österreich, 1918–1938 – bilaterale Außenpolitik im europä-
ischen Umfeld. Wien, München 1996 ; F. M. Dolinar [e. a.] : Slovenski
zgodovinski atlas. Ljubljana 2011, 180.
Jože Pirjevec ; Üb.: Maja Francé
Jugoslovanska matica (JM), eine jugoslawische, den
Staat verteidigende Institution, die am 25. Februar 1920
in Beograd gegründet worden war ; sie hatte den Zweck,
das Interesse für die außerhalb der Grenzen Jugoslawi-
ens lebenden →
Minderheiten zu wecken, mit ihnen
Kontakt zu halten und Mittel zur Unterstützung ihrer
kulturellen und wirtschaftlichen Anliegen zu sammeln.
Sie war zur Zeit ihres Bestehens (1920–1930) vor allem
auf slowenischem und kroatischem Territorium inner-
halb → Jugoslawiens tätig.
Erster Vorsitzender der JM war Božidar Marković,
serbischer Politiker und Jurist. Als Vizevorsitzender
wurden der aus → Gorizia/Gorica/Görz stammende
Slowene Dinko Puc, liberaler Politiker und Abgeord-
neter, sowie der kroatische Abgeordnete aus Istrien
Dinko Trinajstić eingesetzt. Auf dem gesamten ju-
goslawischen Staatsgebiet wurden etwa 200 Regional-
ausschüsse und Filialen gegründet. In Kärnten/Koroška
bestanden sie bis zur Entscheidung durch die → Volks-
abstimmung. Vladimir → Ravnikar leitete den Re-
gionalausschuss in Ljubljana. Die Informationen und
das dokumentarische Material zur Lage der Slowe- nen in Italien und Österreich wurden im Obrambni
inštitut [Verteidigungs- oder Wehrinstitut] (ab 1925
→ Manjšinski inštitut [Minderheiteninstitut], spä-
ter Inštitut za narodnostna vprašanja) in → Ljubljana
gesammelt. Die JM stellte Räume und Geld zur Ver-
fügung. Gemeinsam veröffentlichten die beiden Ins-
titute Berichte zur Minderheitenproblematik (bilten
Manjšinski presbiro ; Bulletin des Minoritės yougoslaves)
[Bulletin Minderheiten-Pressebüro ; Bulletin der jugo-
slawischen Minderheiten]. Die JM betreute die Flücht-
linge aus dem Küstenland/Primorska und aus Kärnten/
Koroška (→ Vertreibung 1920, → Emigration). We-
gen des Verdachts, sie unterstütze die bewaffnete an-
tifaschistische Tätigkeit in Italien (→ TIGR), wurden
1930 die Zentrale in Ljubljana und darauf alle sloweni-
schen Regionalausschüsse von den staatlichen Behör-
den aufgelöst. Die Aufgaben der JM übernahm 1932
der wiederbelebte Verein Branibor [Verteidigungs-
kampf] und der 1928 gegründete → Klub koroških Slo-
vencev (KKS) für Kärnten/Koroška. Den dokumentari-
schen, wissenschaftlichen und publizistischen Teil der
Arbeit übernahm das → Manjšinski inštitut. In der JM
zählte Lavo Čermelj (1889–1980), selbst Flüchtling
aus dem Küstenland/Primorje, ein international an-
erkannter Spezialist für Minderheitenfragen, zu den
wichtigsten Mitarbeitern.
Lit.: ES. – L. Čermelj : Med prvim in drugim tržaškim procesom.
Ljubljana 1972 ; J. Stergar : Sedem desetletij ljubljanskega Inštituta za
narodnostna vprašanja. Ljubljana 1995.
Andrej Vovko ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Jugoslovanski klub [Südslawischer Klub], vgl.
→ Kärnten/Koroška, → Maideklaration 1917 (Maj-
niška deklaracija) ; → Militärgerichte im Ersten Welt-
krieg ; → Neoillyrismus sowie → Korošec, Anton ;
→ Ravnihar, Vladimir.
Jugoslovenski Korotan [Jugoslawisches Kärnten],
Zeitschrift, Erscheinungsort → Völkermarkt/Veliko-
vec, ab 28. Mai 1919 in Celje ; 22. Dezember 1918 – 7.
Juni 1919, gedruckt bei M. Zmuegg, Völkermarkt/Ve-
likovec, ab 28. Mai 1919 bei der Zvezna tiskarna, Celje.
Erscheinungsweise überwiegend wöchentlich [Anga-
ben im Blatt z. T. anderslautend]. Herausgeber Franjo
→ Malgaj, ab 28. Mai 1919 Begunski odbor [Flücht-
lingsausschuss] ; Redakteur Srečko → Puncer ; ab 28.
Mai 1919 Miodrag D. Stoilković, verantwortlicher
Redakteur Zdravko Kovač.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur